Der Pfarrer mit dem Charango

Die Spanischsprachige Katholische Mission bekommt erstmals einen Seelsorger aus Lateinamerika

Ich werde tanzen, verspricht Salvador Terrazas Cuellar. In Bolivien ist es üblich, dass der Pfarrer nach dem Weihnachtsgottesdienst sein Messgewand gegen eine traditionelle Tracht tauscht und vor der Krippe tanzt. Eine Tradition, die der neue Seelsorger der Spanischsprachigen Katholischen Mission aus seiner Heimat mit nach Hannover bringen wird. Am Sonntag um 17.30 Uhr wird er in der Basilika St. Clemens  in sein neues Amt eingeführt.  Der 39-jährige Pfarrer aus dem bolivianischen Villa Serrano wird die spanischsprachigen Gemeinden nicht nur in Hannover, sondern auch in Hildesheim, Braunschweig, Wolfsburg und Cuxhaven betreuen. In jüngerer Zeit sind zu den Katholiken mit spanischen Wurzeln im Bistum Hildesheim auch immer mehr Einwanderer aus Lateinamerika gekommen. Erstmals wird nun ein Seelsorger aus einem lateinamerikanischen Land mit ihnen beten und feiern.

      In der Art, wie sie ihren Glauben leben, haben die Bolivianer viel mit den Spaniern gemeinsam, aber es gibt auch eine ganz eigene Prägung, erklärt  Salvador Terrazas Cuellar. Etwas davon hat der Pfarrer, der zuvor im Bistum Trier gearbeitet hat, schon mit nach Deutschland gebracht. Zum Beispiel die Prozessionen: Wo im bolivianischen Hochland an Feiertagen ganze Dörfer auf den Beinen sind, kostet es so manchen europäischen Katholiken Mut, auf der Straße zu beten. Aber es lohnt sich, meint der Pfarrer. Oder die Musik: Im Büro von Pfarrer Terrazas Cuellar in der Nordstadt liegt das Charango gleich griffbereit,  ein der Ukulele ähnliches Instrument, auf dem er mühelos von bolivianischer Folklore zu deutschen Kirchenliedern wechselt.

      Wenn man ins Ausland geht, muss man nicht nur eine fremde Sprache lernen, sondern auch eine neue Kultur, ist Salvador Terrazas Cuellar überzeugt. Bisher hat er die Landstraßen im Bistum Hildesheim allerdings besser kennen gelernt als die Stadt Hannover, wo er seit kurzem wohnt. Was ihm auffällt: Hier leben so viele Menschen alleine. In der indigenen Kultur der Quechua, aus der er stammt, ist es undenkbar, dass Männer oder Frauen alleine leben.  Jetzt wünscht sich der Pfarrer erst einmal eines: Zeit zum Kennenlernen.

Annedore Beelte