Der Wortgottesdienst ist kein Lückenbüßer

Im Dialogprozess diskutierte Bischof Norbert Trelle mit dem Dekanatspastoralrat

Der Dialogprozess, den die Deutsche Bischofskonferenz angestoßen hat, ist jetzt auch in Hannover gestartet. Bischof Norbert Trelle und Regens Christian Hennecke waren am Donnerstag zu Gast im Tagungshaus St. Clemens, um mit dem <link internal-link internen link im aktuellen>Dekanatspastoralrat brennende Fragen der Kirche zu diskutieren. Anders als in anderen Bistümer hat die Vorbereitungsgruppe in Hildesheim auf eine zentrale Auftaktveranstaltung verzichtet. Bischof Norbert, die Weihbischöfe, der Generalvikar und Domkapitular Adolf Pohner  besuchen stattdessen nacheinander alle Dekanate. Zwei Themen hat die Vorbereitungsgruppe in den Mittelpunkt gestellt: die Kultur des Sonntags und die Verkündigung des Glaubens in einer säkularen Gesellschaft.

In Gruppen diskutierten die Mitglieder des Dekanatspastoralrates jeweils eines der beiden Themen und stellten dann im Plenum ihre Fragen und Ideen dazu vor. Ich bin berührt von der persönlichen Betroffenheit, mit der die Anliegen formuliert wurden, kommentierte der Bischof. Vielen Aktiven in der Katholischen Kirche in Hannover brennt die Frage auf den Nägeln, wie eine Wortgottes-Feier zu bewerten ist, die am Sonntag als Alternative zur Heiligen Messe gefeiert wird. Wird durch den Besuch einer Wortgottes-Feier die Sonntagspflicht erfüllt? Darf dabei die Kommunion ausgeteilt werden? Bischof Norbert plädierte dafür, die Eucharistiefeier und die Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes  nicht gegeneinander auszuspielen. Beide haben für sich ihren Wert: Der Wortgottesdienst ist kein Lückenbüßer! Er grenzte sich von seinem Vorgänger Josef Homeyer darin ab, dass er sich Wortgottes-Feiern in begründeten Fällen auch mit der Austeilung der Kommunion vorstellen kann. Entscheidend ist für den Bischof, wie sehr die eucharistische Frömmigkeit die Kultur einer Gemeinde prägt. Wenn Gemeinden sagen, wir können auf die Kommunion nicht verzichten, dann sollte man das respektieren, sagte  er.

Beim Thema Verkündigung erinnerte Pfarrer Bernd Langer an die biblische Geschichte von den zehn Geheilten, von denen nur einer zu Jesus zurückkehrte, um sich zu bedanken. Die neun anderen stehen für ihn für die Menschen, die keinen Kontakt zur Kirche suchen. Einigen mag es nicht gefallen, aber sie wurden ebenfalls geheilt, gab Langer zu bedenken. Mehrfach beklagten die Teilnehmer die Sprachlosigkeit in den Gemeinden, wenn es um den persönlichen Glauben geht. Der Bischof hob das Engagement der katholischen Kindergärten hervor: Sie seien missionarische Orte. An alle Teilnehmer appellierte er: Verkündigung durch Präsenz: Machen Sie das zu Ihrem Lebensmotto!

Außerhalb der beiden großen Themen kamen Kritikpunkte von der Basis zur Sprache. So wurde mehr Anerkennung für die Arbeit von Frauen in den Gemeinden gefordert und zu bedenken gegeben: Die Ehrenamtlichen können nicht noch mehr leisten, als sie jetzt schon tun. In den Worten des Bischofs und der engagierten Laien zeichneten sich durchaus unterschiedliche Auffassungen des Begriffs Dialog ab.  Der Bischof wünschte sich vor allem ein wechselseitiges freundliches Zuhören, während für die stellvertretende Vorsitzende des Dekanatspastoralrates, Felizitas Teske, auch das Aufeinanderprallen von Argumenten zum Dialog gehört. In Hannover wird es Gelegenheit zum Weiterdiskutieren geben: In kleinen Kreisen bei der Visitation des Bischofs ab Mitte des Jahres und im überregionalen Rahmen, wenn der bundesweite Dialogprozess am 15. September an der Leine fortgesetzt wird.  

pkh