Die Gräte und der Segen gegen Hate Speech

Was hat es mit dem heiligen Blasius und seinem Segen auf sich?

In vielen Heiligen Messen in den Kirchen in der Region Hannover wird an diesem ersten Februar-Wochenende der "Blasius-Segen" gespendet. Was hat es damit auf sich? Einige Antworten.

Warum heißt es Blasius-Segen?

Das geht auf die heiligen Blasius von Sebaste zurück. Wenig ist über ihn bekannt nicht einmal sein Geburtsdatum, auch sein Todestag wird Heiligenkalendern mit einem Fragezeichen versehen.  Geboren ist er in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts im damaligen Sebaste, dem heutigen türkischen Sivas. Zu Lebzeiten von Blasius war Sebaste Hauptstadt der römischen Provinz Armenien. Überliefert ist, dass er zuerst als Arzt gewirkt hat und später zum Bischof ernannt wurde. Wie viele Christ*innen wurde Blasius von den römischen Machthabern verfolgt. Wohl im Jahr 316 ist er nach Folter und Haft enthauptet worden. Das genaue Sterbedatum ist nicht bekannt.

Wenn es so wenige gesicherte Informationen gibt, was ist dann überliefert worden?

Vor allem sind viele Legenden überliefert worden. Unter anderem soll er sich vor seinen Verfolgern in einer Höhle versteckt und sich dort um das Wohl der wilden Tiere gekümmert haben. Ganz Arzt und Bischof soll er ihre Verletzungen geheilt und sie gesegnet haben. Aus dieser Einsiedelei heraus habe er zudem sein Bistum geleitet. Trotzdem konnten seine vom römischen Kaiser Diokletian ausgeschickten Verfolger ihn fassen und ins Gefängnis werfen. Dort ereignete sich dann die Begebenheit, die zum Blasius-Segen geführt hat.

Welche Geschichte war das?

Demnach ist eine Mutter mit ihrem Sohn in den Armen zum Kerker geeilt. Sie bat Blasius um Heilung des Jungen: Er hatte eine Fischgräte verschluckt und drohte zu ersticken. Durch Gebet und sein Eingreifen heilte Blasius das Kind. Diese Überlieferung wurde immer wieder weiter erzählt –  neben der grausamen Folter, die Blasius erleiden musste: Seine Haut wurde mit eisernen Wollkämmen zerfetzt, schließlich wurde er enthauptet.

Wie kam es dann zu dem Segen?

Die Verehrung von Blasius vor allem in der Ostkirche ist seit dem 6. Jahrhundert überliefert – zunächst als Patron für das Vieh. Mehr und mehr gewann die Überlieferung mit der Fischgräte an Bedeutung. Blasius wurde als Bischof mit dem erbarmenden Herzen bezeichnet und im 14. Jahrhundert zu einem der 14 Nothelfer – besonders populäre, legendäre Heilige, die in allen Notlagen des Lebens angerufen werden.  Der Segen selbst entstand dann im 16. Jahrhundert.

Warum ist sein Gedenktag im Februar?

Normalerweise orientieren sich die Gedenktage für Heiligen an ihren Geburts- oder Sterbetagen. Diese Daten sind bei Blasius unbekannt. Der Gedenktag ist daher Folge des Brauchtums, das sich um Blasius entwickelt hat. Die Wurzel dafür liegt bei seinen Verfolgern, den römischen Machthaber. Auf sie geht die Bezeichnung des Monats Februar zurück. Sie nannten den Monat Februarius. Das heißt übersetzt Fiebermonat. Passend für Leiden des Halses. 

Wie wird der Segen gespendet?

Zum Segen werden zwei an eine Andreaskreuz erinnernde schräg angeordnete brennende Kerzen vor das Gesicht des/der zu Segnenden gehalten. Dazu spricht der segnende Priester oder Diakon wahlweise diese Worte: "Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist." Oder diese Worte: "Der allmächtige Gott schenke dir Gesundheit und Heil. Er segne dich auf die Fürsprache des heiligen Blasius durch Christus, unsern Herrn."

Warum die Kerzen?

Die Kerze ist eines der besonderen Erkennungszeichen des Heiligen Blasius, ein sogenanntes Attribut. Dafür gibt es wieder eine Überlieferung: Eine arme Frau, der Blasius geholfen hat, hat ihm Brot und andere Gaben ins Gefängnis gebracht. Zum Zeichen der Hoffnung, als Licht in der Dunkelheit. Dieser Zuspruch wird im heutigen Segen weitergegeben.

Geht es dabei wirklich nur um Halskrankheiten?

Die Segensworte machen es deutlich: Ja, es geht um Halskrankheiten. Aber nicht nur. Es geht wie bei jeden Segen um den Zuspruch Gottes. Im Falle des Blasiussegens wird der Zuspruch sinnbildlich verstanden. Er ist nicht nur auf die Krankheiten des Halses bezogen, sondern auch auf das des schnelle, unpassende und vor allem verletzende Wort, das aus dem Halse kommt. Insofern ist es auch ein Segen gegen das, was heute Hate Speech heißt.

Rüdiger Wala