Die Welt in die Kirche hineinholen

Zum 50. Jubiläum wurde der Innenraum der Kirche Zu den heiligen Engeln in Hannover-Kirchrode neu gestaltet

In so mancher Hinsicht war die Kirche Zu den heiligen Engeln in Hannover-Kirchrode eine historische Vorreiterin: Von hier wurde ab 1977 testweise eine Reihe von Gottesdiensten übertragen, bevor das ZDF ab 1979 regelmäßige Gottesdienst-bertragungen einführte. Auf der anderen Seite bewahrt sie auch ein Stück Geschichte: Als eine der letzten Kirchen wurde sie 1964, noch vor der Liturgiereform mit einem Baldachin über dem Altar erbaut. Inzwischen ist sie die einzige Kirche im Bistum, bei der man dieses Merkmal vorkonziliarer Kirchenarchitektur noch findet. Bei der Neugestaltung zu ihrem 50. Jubiläum sollte dieses Zeitzeugnis auf jeden Fall erhalten bleiben ebenso wie die Klinker an den Wänden und die hölzerne Deckenverkleidung.

Als der Altar nach der Liturgiereform um einen guten Meter nach vorne versetzt wurde, wurde es eng für den Zelebranten dahinter. Bloß nicht mit dem Gewand die Wand berühren, dann bekam es gleich schwarze Streifen, erinnert sich Pfarrer Dr. Werner Kroh. Höchste Zeit für eine gründliche Reinigung und Modernisierung. Bei der Gelegenheit sollte auch gleich mehr Licht in die Kirche kommen. Früher war die Dunkelheit gewollt, man sollte sich wie in einer mittelalterlichen Kirche fühlen, erläutert der Architekt Klaus Determann. Aber heute wollen wir die Welt in die Kirche hineinholen und damit auch das Licht. Determann weiß, wovon er spricht. Er hat zahlreiche Kirchen im Bistum modernisiert, darunter St. Heinrich (Südstadt) und St. Anna (Misburg) in Hannover.

Klaus Determann gestaltete den Altarraum ganz neu: Der alte Altar wurde wieder an seinen ursprünglichen Platz an der Wand versetzt. Er trägt jetzt den Tabernakel. Davor und drei Stufen tiefer steht ein neuer Altar, den Bischof Norbert Trelle am 12. April weihen wird. Damit ist die Gemeinde näher am Geschehen in der Eucharistiefeier dran. Der neue Altar, der Ambo, Kredenz, Sedilien und Rednerpult wurden einheitlich in Aluminium gestaltet. Pfarrer Werner Kroh gefällt es: Das wirkt leicht und zugleich hochwertig, kommentiert er. Das Taufbecken ist aus dem Altarraum verschwunden, so dass es jetzt mehr Platz für Musiker und Sänger gibt. Der kaum genutzte Seitenaltar wurde entfernt, stattdessen bekommt das Taufbecken einen neuen Platz im Seitenschiff. Auch den Eingangsbereich der Kirche hat sich Klaus Determann vorgenommen. Bis jetzt mussten wir die Kirche tagsüber abschließen, weil wir vom Pfarrbüro und von meiner Wohnung aus den Eingang nicht im Blick haben, berichtet Pfarrer Kroh. Jetzt soll der Eingangsbereich Betern und Besuchern offen stehen, die durch neue Glaswände auch einen Blick ins Kirchenschiff werfen können. Eine Madonna und ein Kerzenbaum laden zur Andacht ein. Den Raum wollen wir auch als Eltern-Kind-Kapelle nutzen, kündigt Detlef Brückner vom Kirchenvorstand an.

Rund 400.000 Euro kosten die Baumaßnahmen. Achtzig Prozent davon trägt das Bistum, für den Rest greift die Gemeinde auf ihre Rücklagen zurück. Mit solchen Projekten zeigt die Kirche, dass wir nicht nur abbauen, sondern auch neu gestalten, ist Kroh überzeugt. Die neuen Pendelleuchten werden erst in den letzten Tagen vor der Altarweihe erwartet. Beim ersten Liefer-Versuch, berichtet Determann, sind Teile auf dem Schiffstransport aus Japan zu Bruch gegangen. Mit dem neuen Beleuchtungskonzept soll das hohe, zeltförmige Dach der Kirche erst richtig zur Geltung kommen. Aus schmalen Metallröhren werden LED-Leuchten sowohl nach unten als auch nach oben strahlen. Und auch der historische Baldachin verwandelt sich mit Hilfe von LED-Leuchten in ein modernes Lichtelement.

Am Samstag, 12. April um 17 Uhr wird die Kirche mit einer Messe mit Bischof Norbert Trelle wiedereröffnet. Im Anschluss gibt es einen Empfang im Pfarrheim.

Architekt Klaus Determann, Pfarrer Dr. Werner Kroh und Detlef Brückner vom Kirchenvorstand präsentieren den neu gestalteten Altarraum.