Ein guter Zeitpunkt, um zu gehen

Pfarrer Thomas Hoffmann hat die Cityseelsorge aufgebaut. Jetzt wechselt er nach Wolfsburg

Einmal musste Pfarrer Thomas Hoffmann dann doch einen Gang zurückschalten. Mit zwölf Krebspatienten in unterschiedlichen Stadien der Krankheit auf dem Jakobsweg das war eine Herausforderung ganz neuer Art für den trainierten Radfahrer und Läufer. Wir haben jede Tagesetappe mit ihm verhandelt, erinnern sich Hannelore Dröge und Sabine Malinka von der Krebsberatung im ka:punkt schmunzelnd. Wir haben ihm gesagt, mehr als zwanzig Kilometer am Tag sind nicht zu schaffen und er hat uns überzeugt, dass es zum Jakobsweg dazu gehört, an die eigenen Grenzen zu gehen."

Rund 13 Jahre lang hat Thomas Hoffmann den ka:punkt in Hannover geleitet. Neben dem Cafébereich, Forum genannt, gehören zu der Einrichtung zahlreiche Beratungsstellen des Caritasverbandes Hannover e.V. und des Bistums. Außerdem lädt der ka:punkt zu kulturellen, spirituellen und kreativen Veranstaltungen ein. Jetzt verlässt Hoffmann die Citypastoral und übernimmt die Leitung des Dekanats Wolfsburg-Helmstedt-Gifhorn. Es ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen, sagt er und fügt augenzwinkernd hinzu: Selbst wenn ich die nächsten fünfzehn Jahre nur noch Murks machen sollte, kann man immer noch sagen: Aber der ka:punkt war ok.

Im Jahr 2000, dem Jahr der Expo in Hannover, ging der ka:punkt an den Start. Die katholische Kirche wünschte sich einen Stützpunkt in der Innenstadt, genau dort, wo Menschen arbeiten, Freizeit verbringen, Geschäfte abwickeln. Ein leer stehendes Ladenlokal in der Grupenstraße wurde zum Kirchenladen, wie der ka:punkt in den ersten Jahren genannt wurde. Ein älterer Pfarrer sagte damals zu mir: Ich gebe euch zwei bis drei Jahre, erinnert sich Hoffmann. Seine Gemeinde ist inzwischen fusioniert während der ka:punkt brummt.

Der gebürtige Hannoveraner nutze seine Kontakte in der Stadt, organisierte ein Kirchenkabarett-Festival mit dem Hannoverschen Kabarettisten Matthias Brodowy, machte das Jazz-Frühstück am Ostermontag zur Tradition und erfand das Pilger-Theater am Maschsee. berhaupt der Maschsee: Hier traf sich die ökumenische Laufschule, eine Herzensangelegenheit für Thomas Hoffmann, und hierher lud er Menschen zu Vier-Augen-Gesprächen ein unter dem Motto Mit dem Pfarrer um den See.

In den fast zwölf Jahren, die es den ka:punkt gibt, haben die Besucherzahlen im Forum stetig zugenommen. Ein Team von 26 hauptamtlichen und mehr als 30 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist für die Gäste und Ratsuchenden da. Von Anfang an waren die Freiwilligen gleichberechtigte Kolleginnen und Kollegen im Team - oder, wie Propst Martin Tenge es formuliert: Sie sind nicht die Helferlein des Pfarrers, sondern gestalten diesen Teil der Kirche mit ihren eigenen Kompetenzen mit.

Rund dreißig Menschen nahmen jedes Jahr die Einladung an, im ka:punkt wieder in die Kirche einzutreten. In einer kleinen Zeremonie im Raum der Stille sagte Thomas Hoffmann dem neuen Christen oder der neuen Christin Gottes Segen zu. Dabei stellte er oft fest: Glaube und Kirche haben ganz tiefe Wurzeln in den einzelnen Menschen. Wer wieder in die Kirche eintritt, hat so ein Gefühl wie: Jetzt ist alles wieder ok.

Die Pastoralreferentin Jutta Johannwerner wird die neue Leiterin des ka:punktes. Sie arbeitet bereits seit 2009 hier und gestaltet das Kulturprogramm. Die priesterlichen Aufgaben übernimmt künftig Stefan Mispagel, Kaplan in Hannover-Mühlenberg. Bevor Thomas Hoffmann in Wolfsburg neu startet, gönnt er sich zwei Sabbat-Monate zum Auftanken und einen Urlaub an der Westküste der USA. Und natürlich ist das Fahrrad im Gepäck.