Ein Lächeln ist ihr Markenzeichen

Schwester Helena Erler ist die Neue in der Congregatio Jesu

Auf der Hildesheimer Straße in Hannover kurz vor der Abbiegung zum Äegi liegt der Konvent der Congregatio Jesu, einem jesuitisch ausgerichteten Frauenorden. Gleich nebenan befindet sich das Jugendpastorale Zentrum TABOR und das Dormero-Hotel. Und hinter dem Konvent steht die Herz-Jesu Kapelle. Im Konvent werde ich von Sr. Helena Erler, die gerade ihre Erstprofess abgelegt hat, mit einem strahlenden Lächeln empfangen. Wie ich im Gespräch feststelle ist dieses Lächeln mit den typischen Lachfalten an den Augen ihr Markenzeichen. Es kommt von Innen - ein echtes, warmes Lächeln.

Schwester Helena ist 37 Jahre alt und kommt aus dem Osten Deutschlands, aus der Nähe von Dresden, aus Freiberg. Dort hat sie als Industriekeramikerin im volkseigenen Porzellanwerk gearbeitet. Nach der Wende, der bernahme des Betriebs und einer Insolvenz stand sie, damals noch als Antje Erler, wie viele andere auch, auf der Straße. Sie macht eine weitere Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und arbeitet in einem Waffengeschäft. Zu unseren Kunden zählten vor allem Leute aus der rechten und der linken Szene, erzählt die zierliche Ordensfrau. Mit Gott und Glaube hatte ich bislang nichts am Hut. In meiner persönlichen Geschichte gab es da keine Berührungspunkte. Doch dann kommt für sie die ganz persönliche Wende. Ich habe das erste Mal jemanden getroffen, der gesagt hat, er glaubt an Gott. Schwester Helena macht ein nachdenkliches Gesicht, besinnt sich zurück auf damals, als sie bereits 29 Jahre alt war. Da hat sich viel für mich geändert. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, als hätte mir in meinem Leben etwas gefehlt. Ich kann das nicht erklären, aber auf einmal war dieses Interesse an Gott und Kirche geweckt. Erler nutzt jede Gelegenheit, um Kirche und Glaube besser kennen zu lernen und zu verstehen und nimmt an einem Glaubenskurs, dem so genannten Alpha-Kurs teil. Dort hat es dann klick gemacht und ich wusste: es gibt diesen Gott wirklich und das hat was mit mir zu tun. Mit ihrem Gewissen konnte sie ihren Job nicht mehr vereinbaren. Waffen zu verkaufen, dass ging einfach nicht mehr.

Erler bekommt die Chance in Dresden eine Pension aufzubauen und zu führen. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der St. Petrus Gemeinde in Dresden Strehlen. Mit 31 Jahren lässt sie sich taufen. Immer mehr kristallisiert sich bei der jungen Frau heraus, dass Kirche ihre Heimat ist. Jugendarbeit, Glaubenskurse mitgestalten, Dienste in der Pfarrei zu übernehmen, das ist nun ihre Welt. Aber reicht das? Immer wieder überlegt Antje Erler, wie sie Glaube, Kirche und ihr eigenes Leben noch enger miteinander verbinden kann. Eine Ordensfrau, deren Gemeinschaft auf unserem Gemeindegebiet lebt, sprach mich an und fragte mich, ob ich schon einmal über ein Leben im Orden oder einer geistlichen Gemeinschaft nachgedacht hätte. Das wäre bestimmt was für mich. Das war die Initialzündung. Nun schaute sie sich um, suchte Kontakte zu verschiedenen Gemeinschaften. So bin ich dann schließlich zur Congregatio Jesu gekommen, erklärt Erler. Für mich war mit entscheidend die jesuitische Prägung, da ich in Dresden einigen Kontakt zu den Jesuiten gehabt habe.

Eine wichtige Frage musste Erler noch für sich klären: Orden oder Familie? Keine einfache Entscheidung. Aber ich habe mich dann für das geistliche Leben im Orden entschieden. Dabei ging es nicht um eine Wertung, was besser ist, sondern einfach nur darum, dass ich ganz und gar meinen Glauben leben will - ohne Einschränkungen. Das ist mein Traum. Anfang 2008 geht es für sie nach Bamberg ins Postulat. Ein halbes Jahr später beginnt Antje Erler in Nürnberg ihr Noviziat in der Congregatio Jesu. Nun als Schwester Helena. Den Schwesternnamen Helena hat sie sich erbeten, in Verehrung der heiligen Faustyna (Polen), die die Barmherzigkeit Gottes in den Mittelpunkt ihres Gebets und ihrer Verkündigung gestellt hatte. Im Noviziat der mitteleuropäischen Provinz (Deutschland, sterreich, Südtirol) des Ordens, bereitet sie sich mit zwei weiteren Novizinnen für das Leben im Orden vor. Ich habe ganz bewusst eine Ordensgemeinschaft gewählt, wo man nicht hinter Klostermauern steckt, sondern in der Welt mit den Menschen arbeitet und auf die Menschen zugeht.

Bereits Anfang des Jahres war Sr. Helena in Hannover, hat in der St. Godehard-Gemeinde im Projekt Soul-Side-Linden mitgearbeitet. Das will sie jetzt, nachdem sie fest in Hannover ist, auch weiterhin tun. Daneben wird sie auch in der Nachbarschaft im TABOR tätig sein: Obwohl ich mich manchmal frage, wenn ich die vielen engagierten Jugendlichen dort sehe, was ich da noch tun soll. Die brauchen mich gar nicht.

 Sr. Helena fühlt sich in Hannover schon ganz zu Haus: Auch wenn Dresden die schönere Stadt ist. Aber die Menschen hier in der Diaspora-Kirche sind genauso aufgeschlossen und begeisterungsfähig wie die in meiner alten Heimat. Man spürt bei ihnen die Freude über ihren Glauben. Und mit ihrem typischen Lächeln fügt Sr. Helena an: Und ich freue mich auf meine Arbeit hier in Hannover!

(pkh)