Eine türkische Lösung

Prälat Rainer Korten, erster deutscher Pfarrer in der Türkei, geht in den Ruhestand

Als die Gemeinde Großer Gott, wir loben dich sang, mischte sich der Ruf des Muezzins von der Moschee nebenan darunter. In Antalya hat Prälat Rainer Korten jetzt seinen 70. Geburtstag gefeiert. Damit erreicht der erste christliche Pfarrer, der in der Türkei eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat, die Altersgrenze, um aus dem aktiven Dienst auszuscheiden. Prälat Korten, der von 1981 bis 1989 als Pfarrer in den Gemeinden St. Oliver und St. Mathilde in Laatzen und St. Josef in Gleidingen wirkte, will aber weiter in der Türkei leben.

 

Zahlreiche Gratulanten aus der Region Hannover und dem Bistum Hildesheim, aber auch aus Rom, Berlin, Athen, Istanbul, Kairo und Mallorca waren nach Antalya gereist. Seit 2003 wirkte Rainer Korten in der Türkei. Als Seelsorger betreute er die deutschsprachigen Urlauber, aber vor allem die mehr als zehntausend Deutschen im Rentenalter, die hierher ausgewandert sind. Einen evangelischen Kollegen gibt es nicht, ganz selbstverständlich war Prälat Korten daher für katholische und evangelische Christen da.

 

Bis heute haben nicht-muslimische Religionsgemeinschaften in der Türkei keine Rechtspersönlichkeit. Daher ist es schwierig, Gemeinden zu gründen oder Eigentum zu erwerben. Prälat Korten kam vor acht Jahren mit nichts als einem Koffer in die Türkei. Damals war die politische Situation günstig, berichtet er. Er gründete die Gemeinde als Verein und erreichte das, was er eine türkische Lösung nennt: Eine türkische Lösung ist, wenn etwas eigentlich nicht geht, aber praktisch doch.

 

In den Jahren seiner Tätigkeit hat sich Pfarrer Korten sehr viel Respekt und Anerkennung verschafft. In einem großen türkischen Wochenmagazin erschien gerade eine lange Reportage über sein seelsorgerliches Wirken, berichtet Hans-Joachim Osseforth. Der Pfarrer der Gemeinde St. Maximilian Kolbe auf dem Mühlenberg gehörte zu Rainer Kortens Geburtstagsgästen. 

pkh