Flucht und Vertreibung

Die Luft wurde knapper. Alle schwitzten. Die Männer kamen immer wieder herein, suchten sich eine junge Frau nach der anderen aus. Meine Tanten, alle noch jung, schnappten mich abwechselnd. Wenn nun ein Russe kam, musste ich weinen und mich an sie klammern: Mama! Mama! Manchmal ließen sie dann von der Frau ab. (Erinnerung aufgeschrieben von Maria Mennecke)

 Direkt, persönlich und berührend so haben elf Zeitzeugen aus Hannover ihre Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit in einer Schreibwerkstatt für Flüchtlinge und Vertriebene des Zweiten Weltkrieges aufgeschrieben. Zusammengestellt in einer mehr als 60- seitigen Broschüre lassen sie uns heute an bewegenden Geschichten, aber auch Anekdoten aus dem Alltag in der alten Heimat, während der Flucht und in ihrer neuen Heimat teilhaben.

Drei der elf Zeitzeugen werden gemeinsam mit Prof. em. Dr. Hans- Georg Aschoff vom Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover am morgigen Mittwoch, 24. Februar, um 16 Uhr im ka:punkt (Grupenstraße 8, Hannover) diese Broschüre vorstellen.  Dabei teilen die Zeitzeugen nicht nur ihre eigenen Erinnerungen an Flucht, Vertreibung und der Suche nach Heimat mit der ffentlichkeit: Sie erzählen anhand ihres Lebens stellvertretend für 500.000 Katholiken, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg ins Bistum Hildesheim flohen oder vertrieben wurden, auch einen Abschnitt der 1200- jährigen Geschichte des Bistums Hildesheim.

Entstanden sind die Texte in einer Schreibwerkstatt, die im Frühjahr 2015 unter der Begleitung der freien Autorin Maria Eilers stattfand. Sowohl Schreibwerkstatt als auch Broschüre sind Projekte im Rahmen des Jubiläums des Bistums Hildesheim, das im vergangenen Jahr seinen 1200-jährigen Geburtstag feierte.