Frei für Fahrrad und Familie

Wie ist dein Sonntag 2020?: Eine ökumenische Aktion stellt diese Frage und hofft auf Antworten: mit kurzen Handy-Videos. Eine Werbung für den

freien Sonntag.

Letztes Jahr war es noch live: Da haben der evangelische Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda) und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Diözese Hildesheim ganz klassisch einen Info-Pavillon aufgebaut. In der Göttinger Innenstadt. Davor acht Plastikrohre, in die rote Antwortbälle geworfen werden konnten. Die Frage dazu: Was machst du gerne sonntags?

Platz 1 dabei: Sport treiben, Spazierengehen, Fahrrad fahren, Garten. Der Gottesdienst und die "seelische Erhebung" landete im Mittelfeld. Ganz deutlich am Ende: Arbeiten/Lernen und Feiern bis in die Morgenstunden. Das war ein toller Tag mit vielen guten Gesprächen, erinnert sich KAB-Diözesansekretär Timo Freudenberger. Sofort wollte das ökumenische Team die Aktion zu wiederholen. In einer anderen Stadt. Hannover war da in enger Auswahl. Doch dann kam Corona.

So ging es der Aktion wie vielen anderen in diesen Wochen. Sie wanderte von der Straße ins Internet. Wir wollten gerne die Mitmachmöglichkeit mit ins Netz hinübernehmen, betont Freudenberger.

Daher die Idee, Interessierte zu Videos aufzurufen. Kurz, knackig, 60 Sekunden lang. Als Antwort auf die Frage: Wie ist Dein Sonntag 2020? Schließlich hat die Corona-Pandemie nicht nur die Werktage verändert.

Pastor Stephan Eimterbäumer vom kda nennt ein Beispiel, was er so gehört hat: Einige sagen: Das waren die schönsten Familiensonntage seit langem. Ohne Veranstaltungen. Timo Freudenberger hat einen unterschiedlichen Eindruck: Andere sagen, in der Zeit im Homeoffice sind Werktage und Sonntage oft verschwommen.

Quasi zum Appetitanregen haben die Initiatoren selbst Videos gedreht. So haben sie unter anderem den in Göttingen lebenden Bundestagsvizepräsidenten Thomas Oppermann gefragt, was für ihn das besondere am Sonntag ist. Der Sozialdemokrat meint, dass wir um den Sonntag als einen Tag der Ruhe, der Entschleunigung und der Besinnung kämpfen sollten.

Genau das sei zurzeit nötig, ergänzt Timo Freudenberger: Wir erleben gerade wieder, dass Teile der Landesregierung Hand an den freien Sonntag legen wollen. Hintergrund ist die Initiative aus dem CDU-geführten Wirtschaftsministerium zwischen August und November vier verkaufsoffene Sonntage genehmigen zu lassen: Allerdings ohne den eigentlich dafür notwendigen Anlass.

Solche rechtlich vorgeschrieben Anlässe wie beispielsweise ein Stadtfest sind aus Gründen des Infektionsschutzes in Niedersachsen untersagt. Insofern kommt unsere Aktion für einen freien Sonntag zu rechten Zeit, betont Freudenberger. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit seien in Niedersachsen im Juni noch einmal gestiegen: Da ist es das absolut falsche Zeichen,  da verkaufsoffene Sonntage nicht den Konsum ankurbeln werden. Zudem gehen die zusätzlichen ffnungen auf die Knochen der ohnehin belasteten Beschäftigten im Einzelhandel.   

Unterstützung kommt von Landeskatholikenausschuss Niedersachsen (LKA): Als Kirche müssen wir für den arbeitsfreien Sonntag einstehen, sagt dessen Vorsitzender Claus-Dieter Paschek: Nur so kann der Sonntag seine Bedeutung als Tag für den Glauben, die Gemeinschaft und die Familie ausfüllen. Ausnahmen gebe es notwendigerweise schon genug. Aber an zusätzliches Shopping sind zurecht hohe Hürden geknüpft: "Diese höchstrichterlich bestätigten Hürden dürfen nicht mal eben so geschliffen werden."

Zurück zur Aktion:
Informationen zur Kampagne und Hinweise zum Hochladen eigener Videos unter <link https: www.sonntags-frei.de landingpage external-link-new-window externen link in neuem>www.sonntags-frei.de

Rüdiger Wala