Für eine Chance im eigenen Land

"Na klar, wenn es um Father John geht, habe ich immer Zeit", sagt Irene Eggert spontan. Im Gespräch erfahren wir, warum die Pfarrsekretärin von St. Bernward in Hannover-Döhren sich gerne Zeit nimmt, wenn es um die Projekte von Father John in Uganda geht. Teil 4 unserer Serie zu "Weltkirche in Hannover"

"Wir haben Father John in unser Herz geschlossen"

Father John lernte ich 1996 kennen, als er die Urlaubsvertretung für unseren Pastor übernahm. Mit seiner sympathischen und offenen Art konnte er unsere Gemeindemitglieder sofort begeistern. Wir freuten uns, dass er von da an regelmäßig als Vertreter einsprang und empfingen ihn stets mit offenen Armen. Seit nunmehr fast drei Jahren ist Father John allerdings als Priester in Kalkar tätig. Dennoch ist unsere Verbindung nicht abgerissen. Hin und wieder kommt er uns besuchen, denn er hat in St. Bernward viele Freunde und Bekannte.

Wenn Father John bei uns war, hat nie um Spenden gebettelt. Ganz im Gegenteil. Irgendwann fragten wir ihn: "Wie sieht's denn bei dir zu Hause aus?" So erfuhren wir, dass besonders in den abgelegenen Regionen Ugandas die Lebensbedingungen sehr schwierig sind. Die Berichte aus seiner Heimat ließen bei unseren Gemeindemitgliedern den Wunsch entstehen, den betroffenen Menschen zu helfen. Für diesen Zweck bildete sich schließlich eine ehrenamtliche Helfergruppe. 

Aktionen und Kuchen backen

Unsere Helfergruppe macht mit diversen Aktionen auf die Projekte von Father John aufmerksam. Aufgrund dieser Aktivitäten können wir uns immer wieder über Geldspenden freuen. Unterstützung erhalten wir auch von einigen regelmäßigen Spendern. Zudem resultiert mittlerweile ein kontinuierlicher Teil der Spendeneinnahmen aus dem Verkauf von selbstgebackenem Kuchen. Meine Tochter und ich haben nämlich so eine Art Backgeschäft aufgezogen. Eine kleine Gruppe von Frauen aus der Gemeinde unterstützt uns tatkräftig. Sämtliche Backzutaten sind Spenden von uns Bäckerinnen. Den Kuchen bieten wir im "Kirchhofladen" auf unserer Gemeinde-Interseite an. Außerdem backen wir für das Schmökercafé von St. Bernward sowie für verschiedene Veranstaltungen. Unsere jährlichen Gesamteinnahmen betragen zwischen 10.000 und 12.000 Euro, davon entfallen rund 2000 Euro auf den Kuchenverkauf.

Seit vielen Jahren kontinuierliche Unterstützung

2002 starteten wir mit der Förderung von Projekten in Uganda. Die ersten Spendengelder setzte Father John für Bedürftige in seiner Gemeinde Magoma ein. Davon konnten bereits einige Stipendien für Schüler vergeben und zwei Wassertanks errichtet werden. Inzwischen ist eine ganze Reihe weiterer Projekte hinzugekommen. Dazu gehören beispielsweise die finanziellen Hilfen für Witwen und Flüchtlinge, der Kauf von Schweinen für Familien sowie Lebensmittelhilfen.

Zwischen 2011 und 2013 konnten wir das erste ganz große Projekt unterstützen: die Aufforstung von Holz- und Fruchtbäumen eines großen Gebietes in Masindi. Father John wollte mit dieser Aktion der Verkarstung entgegenwirken und somit den Menschen eine bessere Nahrungsgrundlage verschaffen. Aufgrund der besonderen Bodenverhältnisse gestalteten sich die Arbeiten jedoch als sehr schwierig. Deshalb war noch ein Trecker anzuschaffen. Zum Kauf steuerten wir rund 20.000 Euro bei. Allerdings konnten wir diesen hohen Betrag nur mit Hilfe der Niedersächsischen Bingo-Stiftung aufbringen.

Bildung für eine selbstbestimmte Zukunft

Wenn ein Projekt beendet ist, fragen wir Father John: "Was ist dir als Nächstes am wichtigsten?". Besonders am Herzen liegen ihm Projekte, bei denen es um die Bildung junger Menschen geht. Dazu muss man wissen, dass in ländlichen Gebieten vor allem der Besuch einer weiterführenden Schule nur sehr schwer zu realisieren ist. Bei der hohen Wachstumsrate der ugandischen Bevölkerung ist das ein großes Problem. Denn etwa 65 Prozent der Menschen sind unter 18 Jahre alt.

Aktuell unterstützen wir den Bau einer weiterbildende Schule in Nyankoma. Dort können die Schülerinnen und Schüler einen höheren Bildungsabschluss erlangen, mit dem sie sogar eine Studienberechtigung haben. Zudem haben aber auch diejenigen, die keinen Schulabschluss schaffen, die Möglichkeit einer praktischen Ausbildung vor Ort. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten, wie Schreinern, Fahrräder reparieren oder Nähen. Mit den erlernten handwerklichen Fähigkeiten sollen sie später in der Lage sein, für ihren Lebensunterhalt selbst zu sorgen. Für die Unterstützung dieses Projektes haben wir ebenfalls die Bingo-Stiftung mit im Boot. Vor etwa drei Jahren konnte der erste Schultrakt fertiggestellt werden und mit 51 Jugendlichen der Schulbetrieb beginnen. Durch die allmähliche Erweiterung des Gebäudekomplexes hat die Schule inzwischen rund 200 Schülerinnen und Schüler.

Chancen für Mädchen

Jetzt geht es darum, ein Mädchenschlafhaus auf dem Schulgelände zu errichten. Father John legt besonderen Wert darauf, dass die Mädchen dort wochentags wohnen können. Denn die Wege zur Schule betragen oftmals zwischen 15 und 20 Kilometer und sind sehr einsam. Viele Eltern würden ihre Töchter ohne eine bernachtungsmöglichkeit in der Schule gar nicht gehen lassen. Die Angst vor berfällen, Vergewaltigung und Verschleppung ist einfach zu groß. Inzwischen unterstützen wir bereits den Bau des dritten Mädchenschlafhauses.

Alle Projekte laufen im Grunde sehr personalisiert über Father John. Für ihn ist es sehr wichtig, dass die Menschen eine Zukunftschance in ihrem eigenen Land bekommen. Und das unterstützt unsere Gemeinde gerne. Außerdem sehen wir ihn als Garant dafür, dass die Gelder auch wirklich bei den bedürftigen Menschen ankommen und in die Projekte einfließen.

Die weitere Teile unserer Serie.

Teil 1: <link presse news-anzeigen artikel marmelade-in-rekordhoehe external-link-new-window externen link in neuem>Marmelade in Rekordhöhe (St. Johannes Bosco in Hemmingen und Peru sowie Kenia)

Teil 2: <link presse news-anzeigen artikel hilfe-fuer-waisenkinder-auf-den-philippinen external-link-new-window externen link in neuem>Hilfe für Waisenkinder auf den Philippinien (Heilig Geist in Hannover-Bothfeld)

Teil 3: <link presse news-anzeigen artikel eine-bruecke-der-solidaritaet external-link-new-window externen link in neuem>Eine Brücke der Solidarität (St. Oliver Laatzen und Brasilien)

Martina Stabenow