Hannover setzt ein deutliches Zeichen

Mehr als 19 000 Demonstranten haben am vergangenen Montagabend ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Frieden in Hannover gesetzt.

Sie waren dem Aufruf des Bündnisses Bunt statt Braun gefolgt, dem neben der Katholischen Kirche in der Region Hannover und weiteren Religionsgemeinschaften auch Gewerkschaften, Parteien und Verbände angehören. Von vielen Gebäuden in der Stadt, wie zum Beispiel dem Neuen Rathaus und den Sparkassen, waren zeitgleich ebenfalls als Zeichen des Protestes die Beleuchtungen ausgeschaltet worden. Mit einem multireligiösen Friedensgebet in der Marktkirche hatte die friedliche Demonstration sowohl gegen die zeitgleich stattfindende Demonstration des hannoverschen Pegida- Ablegers Hagida als auch in Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Paris in der vergangenen Woche begonnen.

Vertreter aller monotheistischen Schriftreligionen kamen dabei zu Wort, lasen einen Vers aus der Bibel, Tora und dem Koran vor und sprachen anschließend ein Gebet. Mit dabei waren dabei nicht nur Religionsgemeinschaften, sondern auch religiöse Verbände und lose Gemeinschaften, wie zum Beispiel entsandte Vertreter für die Moscheen in Hannover. Wir sind erschüttert, wie Menschen ihre Freiheit nicht zum Wohle des Lebens, sondern für die Zerstörung von Freiheit und Menschenwürde einsetzen, rief beim Gebet Propst Martin Tenge den mehr als 3 000 Mitbetenden in und um die Marktkirche zu, die schon eine halbe Stunde vor Gebetsbeginn wegen berfüllung geschlossen werden musste. Hilf uns, Gott, dass wir durch Toleranz und Dialog eine Gesellschaft gestalten, in der jeder seinen Platz hat, der sie in Freiheit und lebendigem Frieden mitgestalten will. Der Landesrabbiner von Niedersachsen, Jonah Sievers, zeigte sich ebenso wie der Vorsitzende der Schura in Niedersachsen, Avni Altiner, berührt von den zahlreichen Mitbetenden in und um die Kirche und den Zulauf bei der Demonstration: Unsere Gesellschaft setzt damit ein Zeichen, dass die Mehrheit der Menschen in einem Land leben möchte, das vielfältig ist und in dem Probleme ehrlich benannt werden aber gleichzeitig letztendlich alle zusammenkommen, um diese Probleme zu lösen, und für eine gemeinsame Zukunft zusammenstehen.  

In Hinblick auf Pegida setzte der Stadtsuperintendent Hans- Martin Heinemann am Rande der Veranstaltung in der Marktkirche auf Aufklärung: Hier werden viele verschiedene Ängste von Rechten instrumentalisiert. So ist es zum Beispiel eine Tatsache, dass die Mehrheit der Flüchtlinge in Deutschland Christen sind und die wirkliche Zahl der Muslime in Deutschland gering ist. Auch Propst Martin Tenge stimmte zu: Es bestehen zur Zeit Unsicherheiten, wie sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt, und dabei werden durch Pegida gesellschaftliche Probleme wie Armut oder Arbeitslosigkeit an den Muslimen in Deutschland als Sündenböcken festgemacht. Unsere Gesellschaft in Deutschland ist von jeher eine bunte und vielfältige Gesellschaft gewesen und darum halte ich die Rede von einer Islamisierung des Abendlandes für fatal.

Auch zahlreiche Prominenz wie der Ministerpräsident Stephan Weil, Landtagspräsident Bernd Busemann, zahlreiche Minister, Ex- Kanzler Gerhard Schröder und Doris Schröder- Köpf war zum multireligiösen Friedensgebet und zur Demonstration erschienen. Der Demonstrationszug der Hagida- Anhänger, der nur 200 Personen umfasste, war übrigens schon rund eine Stunde nach Beginn von der Polizei wegen des massiven Widerstandes von 2 500 zum Teil linksradikalen Randalierern aufgelöst worden.

 

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Marie Kleine