In den Arm nehmen ist erlaubt!

Dr. John Coughlan zu Gast im Dekanatspastoralrat

Missbrauch war das Schwerpunktthema der Vollversammlung des Dekanatspastoralrats des Regionaldekanats Hannover. Zu Gast war Diplompsychologe Dr. John Coughlan. Er ist Geschäftsführer des Stadtcaritasverbandes Hildesheim und Mitglied im Beraterstab des Bistums bei Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche und beleuchtete die Opferseite von Missbrauchsfällen. Er erklärte, warum es oft Jahrzehnte dauere, bis sich jemand melde und warum viele Opfer - durch gezielte Manipulation der Täter -  das Gefühl hätten, sie hätten selbst Schuld an dem Geschehenen und hätten den Missbrauch ohne Zwang zugelassen. Coughlan machte auch deutlich, dass nicht der Zölibat Schuld sei an der jetzigen Krise der katholischen Kirche. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen passiert da, so Coughlan, wo Kinder und Jugendliche sind: Im Kindergarten, in der Schule, im Sportverein und eben auch in der Kirche. Aber in der Kirche passiert das nicht öfter, als anderswo. Nur wenn ein Priester, der für christliche Werte einstehe, Täter sei, dann habe das schon eine andere Dimension. Und Coughlan wies darauf hin, dass die Kirche in der Vergangenheit viele Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht habe.
Zur Unsicherheit vieler, die in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind, wie weit man Distanz zu Kindern haben müsse, sagte Coughlan: Wenn Kinder Trost brauchen, weil sie hingefallen sind, Heimweh haben oder aus anderen Gründen, dann müssen wir sie trösten. Und dazu gehört, sie auch in den Arm zu nehmen. Aber, es darf nicht exklusiv immer ein und dasselbe Kind sein, dem man sich zuwendet. Es dürfe nicht der Charakter einer Beziehung entstehen.

(pkh)