Josef und Maria auf Herbergssuche

Traditionell werden in der Kita St. Mathilde in Laatzen die Figuren von Josef und Maria während der Adventszeit von Familie zu Familie weitergegeben. Die Aktion in der Kita ist sehr beliebt.

In einem Bastkorb trägt eine kleine Delegation von Kindergartenkindern Maria und Josef zu Familie Sonderhoff nach Hause. Sie wohnt acht Minuten in Kinderschritten von der Kita St. Mathilde in Laatzen entfernt. Ihre Tochter Alma ist Teil der Delegation von Kindern, die die beiden Krippenfiguren in ihre nächtliche Herberge begleitet. Sie hat für die beiden ihr Puppenbett im heimischen Kinderzimmer schon frei geräumt. Der Korb ist schwer und der Weg erscheint lang. Die Müllabfuhr fährt vorbei, zwei Straßen müssen überquert werden und die Landschaft wird ländlicher. Die Leiterin der Kita, Monika Vorderwülbecke, und Claudia Langner müssen gut aufpassen, dass Kinder und Korb wohlbehalten bis an die Tür von Familie Sonderhoff gelangen.

An einem Morgen im November hatte die Leiterin in ihrer Kita St. Mathilde den Zettel rausgehangen, auf dem sich die Eltern eintragen konnten, wenn sie Josef und Marie für eine Nacht Herberge geben wollten. Mittags waren schon alle 22 Plätze belegt. So beliebt ist die traditionelle Adventsaktion, die Figuren der Maria und des Josefs aus dem Krippenspiel bis kurz vor Weihnachten auf Reise zu schicken. Auch Familien, die nicht christlich sind oder die einen Migrationshintergrund haben, möchten gerne Maria und Josef für eine Nacht zu sich holen, sagt Monika Vorderwülbecke. Viele wollten einfach dabei sein. Pädagogisch wollen wir mit der Aktion erreichen, dass die Kinder etwas über die Tradition der Geburt des Christkindes an Weihnachten lernen. Und dass sie ihre Herzen gegenüber den anderen öffnen und nicht nur auf die eigenen Belange schauen, sondern miteinander teilen und aufeinander zugehen, erklärt die Kita- Leiterin.

Auch Sigrid Sonderhoff, die Mutter von Alma, wollte unbedingt dieses Jahr bei der Aktion dabei sein, bevor ihre Tochter nächstes Jahr in die Schule geht. Die Delegation bringt Josef und Maria bis vor die Tür des weißen Einfamilienhauses und klingelt. Sie singen ein Lied, sprechen gemeinsam einen Vers und zünden eine Kerze an, um für Maria und Josef Einlass ins Haus zu erbitten. Na, dann kommt mal rein, sagt Sigrid Sonderhoff. Im Wohnzimmer heizt schon der Ofen, am Adventskranz brennen die Kerzen und der Tisch ist mit Waffeln und heißem Kinderpunsch für die Kinder gedeckt. Ich finde, dass diese Adventsaktion ein schönes Ritual ist, das auch wirklich etwas mit der Weihnachtsgeschichte zu tun hat, erklärt sie. Die Kinder kommen, weil es spannend ist, wie Josef und Maria in den unterschiedlichen Familien untergebracht werden. Der religiöse Sinn von Maria und Josef auf Wanderschaft wird greifbar. Ihre Tochter Alma zeigt den anderen Kindern den Weg in ihr Zimmer. Viel gibt es da zu entdecken: Ein eigener kleiner Spieledachboden und Almas Spielzeug. Dann legt Alma Josef und Maria in ihr Bettchen direkt neben ihrem eigenen Bett. Für den Abend und kommenden Morgen hat Familie Sonderhoff Texte von der Kita- Leiterin bekommen, die sie mit ihren Kindern sprechen können.

Selbst am Wochenende steht der Maria- und- Josef- Express nicht still. Organisiert von den Eltern werden auch dann die Figuren übergeben. Erst am letzten Kindergartentag, in diesem Jahr der 18. Dezember, bringen die 57 Kinder der Kita St. Mathilde zusammen mit Mitarbeitern und Eltern die Figuren feierlich in die Kirche, wo sie das Krippenspiel komplettieren. Das kommt bis dahin ohne Maria und Josef und natürlich auch ohne das Christkind aus. Denn sie sind unterwegs in wichtiger Mission.

Marie Kleine