Kann ich hier einmal mit einer Schülergruppe herkommen?

Ich habe da mal ein Anliegen, so fragt ein Mann im braunen Anzug, mit Goldbrille und bepackt mit Tüten voller Infomaterial. Er sei Lehrer und mit einer Schülergruppe auf der IAA. Er würde gern mit ihnen das Kirchencenter besuchen. Denn wir hatten auf der Herfahrt einen schweren Unfall. Gab es auch Tote, fragt Pastor Karl-Martin Voget vom evangelischen Messedienst. Ja, sagt der Mann, der Fahrer des anderen Fahrzeugs. Mit insgesamt vier Bussen, vollbeladen mit Schülern einer Technikerschule war man unterwegs von sterreich nach Hannover zur IAA-Nutzfahrzeuge. Nachts bei Passau gab es dann eine jähe Unterbrechung der Fahrt. Einer der Busse fuhr auf einen wahrscheinlich nicht beleuchteten Kleinlaster auf. Der Fahrer des Fahrzeugs starb noch am Unfallort. Mit Verzögerung gelangte man in Hannover an. Auf dem Messegelände erfuhr der Lehrer von der Existenz des Kirchencenters und schnell war bei ihm die Idee geboren, alle Schüler hier zu einer kurzen Andacht zu versammeln. Wir können das allein machen, sagte er zu Pastor Voget, aber schöner wäre es, wenn sie mit uns zusammen das Vater unser beten würden und den Segen, vielleicht einen Reisesegen erteilen würden. Er müsse noch mit seinen Kollegen sprechen, denn bislang sei es nur seine Idee, man würde dann wohl so gegen 13 Uhr kommen: Wir sind insgesamt 172 Schüler und die begleitenden Lehrkräfte.

Eine Viertelstunde vor 13 Uhr zieht sich Pastor Voget seinen Talar an und wirft die Stola über. Genau für solche Anlässe sind wir da, sagt er. Sein Kollege, Walter Bensmann, ein Ehrenamtler vom katholischen Messedienst, ergänzt: Und ich bin froh, dass sie jetzt noch da sind und das machen. Insgesamt, so erzählen beide, war es bislang während der IAA ziemlich ruhig im Kirchencenter. Das sieht bei anderen Messen und Ausstellungen anders aus, sagt Bensmann. Vielleicht liege es ja daran, dass das Kirchencenter bei der IAA ein Randdasein fristet. Bei anderen Messen wie der CeBIT oder Agritechnika tobt um uns das Messeleben, da sind auch die Hallen gegenüber alle belegt. Bei den Messen sind die Gebetszeiten fast immer gut besucht.

Bei den großen Messen wird auch täglich eine Eucharistiefeier angeboten, bei den kleineren Messen nur am Sonntag. Vor allem die Aussteller und die Dauergäste sind es, die hier im Kirchencenter vorbeischauen einige davon sehr regelmäßig, erzählt Bensmann und Voget berichtet, dass viele auch ins Kirchencenter kämen, um ein Gespräch zu führen. Das haben die zwar nicht unbedingt vor, wenn sie hier her kommen, so Voget, sondern das ergibt sich eben so.

Warum es überhaupt das Angebot des kumenischen Kirchencenters gibt, liegt für Voget klar auf der Hand: Wir gehen dahin wo die Menschen sind. Und während der Ausstellungen sind sie eben hier. Manche von ihnen sind wirklich vom  Beginn der Ausstellung bis zum Ende täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr hier, fügt Bensmann an. Sie hätten gar keine Chance, während der Messezeit eine Kirche zu besuchen. Aber hier können sie in der Mittagspause kurz vorbeikommen, einmal vom hektischen Messealltag abschalten. Dies ist ein Ort, der von vielen als eine Art Oase, als Ort der Stille und der Ruhe genutzt wird. Der eine kommt für drei Minuten herein, der nächste bleibt vielleicht eine halbe Stunde, Voget schaut auf die Uhr, es ist kurz vor Halb Zwei.  Von den österreichischen Schülern ist immer noch nichts zu sehen: Vielleicht haben sie es sich anders überlegt. Ich warte noch ein Weilchen, aber um 14 Uhr muss ich los. Meine Mutter wird heute 82 Jahre alt und da wollen wir ein bisschen feiern.

Das kumenische Kirchencenter ist während der IAA-Nutzfahrzeuge bis zum 30. September jeweils von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Es sind immer Ansprechpartner des evangelischen und katholischen Messedienstes vor Ort. Sie gestalten die ökumenischen Kurzandachten um 12 Uhr und um 13 Uhr und stehen den Besuchern als Gesprächspartner zur Verfügung. Untergebracht ist das Kirchencenter im Informationszentrum (IC) auf dem Messegelände Hannover.

(pkh)