Katholische Kirche in der Region Hannover 2015 leicht gewachsen

Die Katholische Kirche in der Region Hannover hat im vergangenen Jahr leicht an Mitgliedern zugelegt. Parallel dazu sind weniger Menschen aus der Kirche ausgetreten als noch 2014. Doch auch die Taufszahlen sind rückläufig - und machen Propst Martin Tenge Sorgen.

Die Katholische Kirche in der Region Hannover ist im Jahr 2015 leicht gewachsen: Hatte sie zu Jahresbeginn noch 153.200 Mitglieder, waren es Ende des Jahres 2015 bereits 153.500 Mitglieder. Die Zahl der Kirchenaustritte ging im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. So waren im Jahr 2014 1.966 Personen in Stadt und Umland von Hannover aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Im Jahr 2015 waren es 1.549. Trotzdem ist diese Zahl auf einem erschreckend hohem Niveau, das deutlich macht, dass die Bindung der Menschen an ihre Kirche nachlässt, sagt Propst Martin Tenge zu den aktuellen Katholikenzahlen. All das Gute, was Kirche tut, wiegt nicht auf, dass leider viel zu oft und manchmal schon fast latent im Dauersog Skandale die Menschen verunsichern. Reaktionen wie auf die Geschehnisse in Limburg im Jahr 2013 lassen sich an der Austrittskurve nachverfolgen, sagt er. Das Wachstum der Katholischen Kirche in der Region Hannover führt Propst Tenge auf den Ballungsraum Hannover zurück, der zu Zuzügen von Katholiken aus dem Bundesgebiet und dem Ausland führt.

 

Immer weniger Taufen

 

Die Anzahl der Taufen ist im Jahr 2015 ebenfalls weiter zurückgegangen. Waren es im Vorjahr noch 842 Taufen, wurden 2015 nur noch 835 Kinder und Erwachsene getauft. Diese Zahlen sind für mich persönlich viel dramatischer als die Austrittszahlen. Wir müssen uns stärker mit der Frage beschäftigen, warum Eltern ihre Kinder nicht mehr taufen lassen wollen, sagt Propst Tenge. Sicherlich seien die Zahlen ein Stück weit durch die allgemeine demographische Entwicklung zu verstehen. Allerdings sei zu beobachten, dass viele Eltern ihre Kinder auch nicht taufen lassen würden. Manche haben selbst keine enge Bindung an ihre Kirche oder sagen, dass die Kinder das später selbst entscheiden können, vermutet Propst Tenge. Ich werbe dafür, Kinder taufen zu lassen und die Kirche erfahren zu lassen. Nur so können sie das Christentum und die Kirche von innen kennenlernen und später selber eine gut begründete Entscheidung treffen.

 

Kirche hilft bei Persönlichkeitsentwicklung und Ausprägung von Werten

 

Die Taufe im Christentum hat eine doppelte Bedeutung für das Kind und seine Familie. Zunächst wird in der Taufe deutlich, dass Gott jedem Kind individuell zugesagt hat, dass es von Gott getragen ist. Alle Kinder, selbst die ungeborenen, sind in Gottes Hand geborgen, erklärt Propst Tenge. Dies gelte auch für nicht- christliche Kinder. Die Taufe ist nicht die Bedingung für diese Zuwendung Gottes, sondern macht sie nur sichtbar. So wie die Liebe nicht mit der Hochzeit beginnt. Andererseits bedeute die Taufe eines Kindes seine Aufnahme in eine Werte- und Solidargemeinschaft. Mein Gottesbild prägt auch mein Menschenbild. Die Kirche und ihre Gemeinden helfen mir bei der Persönlichkeitsentwicklung und Ausprägung von Werten, sagt Propst Tenge. Sicherlich sei es auch ohne die Kirche möglich, ein positives Menschenbild aufzubauen. Aber die Kirche zeichnet ein klares Bild, das sich von anderen Bildern in unserer Gesellschaft deutlich unterscheidet. Wir sagen, dass jeder Mensch ein geliebtes Geschöpf Gottes ist. Egal, was der Mensch leistet, ob er geboren wurde oder nicht und wie er aussieht. Und das ist eine frohe Botschaft, die sich verbreiten soll.

Marie Kleine