Katholische Kirche ist in Bewegung

Podiumsdiskussion des KDFB in Hannover

„Der Synodale Weg ist eine Chance und ein wichtiger Schritt für eine glaubwürdige und zukunftsfähige Kirche. Er wird erfolgreich sein, wenn sich das ganze Volk Gottes daran beteiligt: Bischöfe, Priester und Menschen in Gemeinden und Verbänden“, lautete das Fazit der Podiumsdiskussion im Don-Bosco-Haus Hannover.

In ihren Impulsreferaten sprachen Dr. Maria Flachsbarth, Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und Mitglied im KDFB-Zweigverein Hannover, Rat Dr. Christian Hennecke, Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Generalvikariat Hildesheim und Matthias Eitenbenz, stellvertretender Landesvorsitzender der LSU Niedersachsen, über Chancen und Herausforderungen des Synodalen Weges als Reformprozess für die Kirche und ihre Lehre.

Maria Flachsbarth betonte in ihrem Statement, dass die Frauenfrage die entscheidende Frage für die Zukunft der Kirche in Deutschland ist. „Als katholischer Frauenverband sehen wir die dringende Notwendigkeit, Dienste und Ämter für Frauen zu öffnen und sie nicht wegen ihres Geschlechts zu diskriminieren. Frauen verfügen über enorme spirituelle Begabungen und viele spüren ebenso wie Männer eine Berufung zur Nachfolge Jesu. Die katholische Kirche kann es sich nicht leisten, auf das Potential dieser Frauen zu verzichten. Die Öffnung des sakramentalen Diakonats für Frauen wäre ein wichtiger Schritt für ein gleichberechtigtes Miteinander in der Kirche“, so die KDFB-Präsidentin.

Außerdem sprach sie sich für eine Änderung der kirchlichen Grundordnung aus und begrüßte bereits vorgenommene Maßnahmen in den Bistümern. Ebenso forderte sie eine Segnung für alle Paare, die sich lieben – unabhängig ihrer sexuellen Orientierung und Lebenswirklichkeit.

Rat Dr. Christian Hennecke betonte, dass im synodalen Weg und in dem weltweiten Prozess der Synodalität Umwandlungsprozesse angestrebt sind, die viel tiefer reichen als eine bloße Weiterentwicklung der bisherigen Kirchenstruktur. Es deutet sich ein tiefgreifender Paradigmenwechsel an – „zu einer Gestalt der Kirche, die wir so noch nicht kennen“. Deswegen verwundert es auch nicht, dass gerade der Synodale Weg soviel Emotionalität und Polarisierung sichtbar macht. Denn das Loslassen und Verlassen der gewohnten Idee von Kirche macht auch viel Angst.

Mit Blick auf die Lebenswirklichkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen hob Matthias Eitenbenz hervor, dass Lesben und Schwule heute in vielen Pfarreien zwar oft Teil der Gemeinde seien und sich nicht mehr verstecken müssten, für das kirchliche Lehramt ihre Lebensführung aber immer noch irregulär und sündhaft sei. Viele fühlten sich dadurch ausgegrenzt und verletzt.

Einig waren sich die Teilnehmenden an der Veranstaltung, dass die heutige Kirche hat einen schweren Stand hat. Noch nie haben so viele Katholikinnen und Katholiken innerhalb eines Jahres ihren Austritt aus der Kirche erklärt. Sie können und wollen dieses System nicht länger mittragen, sind enttäuscht und auch verletzt, manche haben den eigenen Glauben verloren, andere glauben den wohlformulierten Worten von Bischöfen und Priestern schon längst nicht mehr.

„Es geht um nichts anderes als die Zukunft der Kirche, die Heimat für viele ist und es dauerhaft sein will. Das geht aber nur, wenn sie sich bewegen lässt und Veränderungen als Chance und nicht als Bedrohung versteht. Wir brauchen Menschen, die aktiv werden, Impulse geben, den Dialog suchen und auch den „Finger in die Wunde“ legen. Gemeinsam ist viel möglich“, so das Fazit der Veranstalter.

pkh