Kirchen zeigen Flagge gegen Rechts

Ministerpräsident Christian Wulff zu Besuch im Kirchenzelt

Hannover (pkh) Mit ökumenischen Friedensandachten begannen die Kirchen in Hannover die Kundgebungen zum 1. Mai. Sie hatten aufgerufen, sich an den Demonstrationen gegen den geplanten Aufmarsch von Neonazis zu beteiligen, der dann aber letztendlich vom Bundesverwaltungsgericht untersagt wurde. Kolpingfamilien, Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), Pfadfinder, Jugendliche der Fokolarbewegung und viele andere kirchliche Vereine, Verbände und Gruppen waren der Einladung gefolgt. Ich bin hier, weil ich noch die Zeit der Naziherrschaft in Deutschland erlebt habe, sagte ein älterer Kolpingbruder. Eine Lindenerin beteiligte sich, weil viele meiner Nachbarn Migranten sind. Und die 14jährige Christina aus Vahrenwalde will mit ihrem Dabeisein ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander aller Kulturen und Religionen, egal welche Hautfarbe die Menschen haben. Christinnen und Christen beteten um einen friedlichen Ablauf der Kundgebung und um den Segen für die Stadt. Anschließend schlossen sie sich den Sternmärschen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an und sorgten mit ihren orange-schwarzen, gelb-weißen und violetten Fahnen, Bannern und Transparenten für neue, nicht übersehbare Farbtupfer bei der Kundgebung auf dem Klagesmarkt in Hannover. In den Reden von Gewerkschaftlern, Ministerpräsident Christian Wulff und  Oberbürgermeister Stephan Weil wurde immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig ihnen die Beteiligung der Kirchen am Protest gegen Rechts sei. 

In seinem Wortbeitrag machte der amtierende Stadtsuperintendent Thomas Höflich als Sprecher der Kirchen und anderen Religionen vor den über 20 000 Teilnehmern der Kundgebung deutlich, dass es für alle Religionen eine Verpflichtung sei, sich gegen Extremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu erheben. Denen, die braune Parolen brüllen, so Höflich, müssen wir wie beim Verstoß gegen die Spielregeln beim Fußball die Rote Karte zeigen! Und diese Rote Karte wurde dann auch von den Teilnehmern der Kundgebung in die Höhe gehalten, um zu zeigen: Hier in Hannover ist kein Platz für rechtsradikale Gesinnung.

Auf dem Klagesmarkt beim Fest für Demokratie waren die Kirchen mit einem ökumenischen Kirchenzelt vertreten. Unter dem Motto farbenfroh und vielfältig ging es im Talk an der Weltkugel noch einmal darum, wie wichtig es ist, dass sich auch die Kirchen dem Protest der Stadtgesellschaft angeschlossen haben. Es ist heute wieder einmal sehr deutlich geworden, so Regionaldechant Propst Martin Tenge, dass wir als Kirchen ein wichtiger Teil dieser Stadtgesellschaft sind. Oberbürgermeister Stephan Weil unterstrich,  dass man nicht nur am 1. Mai gegen Rechts aufstehe, sondern sich auch über diesen Tag hinaus mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigen und sich dagegen engagieren müsse.

Ministerpräsident Christian Wulff freute sich besonders darüber, dass gerade aus dem kirchlichen Bereich so viele Kinder und Jugendliche bei den Demonstrationszügen und bei der Kundgebung dabei waren. Wulff lobte das kirchliche Engagement. Es ist gut, wenn die Kirchen bei einer solchen Veranstaltung Flagge zeigen, so Wulff, und mit ihren Farben dazu beitragen, dass dieses Fest der Demokratie ein wirklich farbenfrohes Fest wird.

pkh