Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.

Kunstausstellung in St. Joseph

Gabriele Marwede ist 86 Jahre alt und eine Künstlerin. Ein paar ihrer Skulpturen sind jetzt in der Kapelle der St. Josephs Kirche in Hannover-List zu sehen. Studierende der Leibniz Universität haben zwei Semester lang die Ausstellung Geist und Form Arbeiten von Gabriele Marwede konzipiert. Es hat uns viel Freude gemacht, mit Frau Marwede zusammenzuarbeiten, sagt Kristin Köhler. Für die 27jährige angehende Sonderpädagogin war es der erste Kontakt zu einer richtigen Künstlerin.  Viel Zeit auch außerhalb der Uni haben die Studenten wie Christian Rother (23) in dies Projekt gesteckt: Wir hätten nie gedacht, dass da so viel Arbeit auf uns zu kommt, bis die Ausstellung schließlich fertig war Exponate auswählen, Podeste dafür bauen, Flyer entwerfen und vieles mehr.

Die Idee, eine Ausstellung an der Schnittstelle Kirche und moderne Kunst zu konzipieren, hatte Dr. Annegret Kehrbaum, die stellvertretende Leiterin des Instituts für Gestaltungspraxis und Kunstwissenschaft der Leibniz Universität. Bei der Vorbereitung für dieses Kunstseminar stieß sie in einem alten Ausstellungskatlog auf ein Kruzifix von Marwede. Das brachte den Stein ins Rollen. Mit dem Projekt und der Ausstellung möchte Kehrbaum erreichen, dass die Arbeiten von Gabriele Marwede wieder neu entdeckt werden, und zum anderen, dass die Studierenden durch die ganze Vorbereitung merken: Studium ist nicht nur trockene Theorie, sondern kann auch sehr lebendig, und konkret sein.

Marwede selbst ist vom Projekt und vor allem von den Studenten sehr angetan. Von ihrem Fleiß und ihrem Engagement ist die in Spinge lebende Künstlerin begeistert: Die jungen Leute haben viel gefragt, waren dabei sehr interessiert und aufgeschlossen. Dieses Projekt hat mir sehr viel Freude bereitet. Marwede hofft, dass ihre Arbeiten, die vor allem in den sechziger Jahren entstanden sind,  wahrgenommen und vielleicht heute besser verstanden werden als damals. Die Kapelle in St. Joseph als Ausstellungsraum ist für sie der ideale Ort, denn sie selbst hat einen tiefen Bezug zum Glauben. Das spiegelt sich auch in einem Bronzekreuz wieder, das sie 1964 geschaffen hat: Da habe ich den Bibelvers zu Grunde gelegt Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Das Kreuz hat die Form eines Tores, das offen gestaltet ist. In diese ffnung habe ich Dornen eingearbeitet, da der Durchgang nicht immer leicht, aber manches Mal auch mit Leid und Schmerz verbunden ist.

Fragt man die Künstlerin, welchen Rat sie den Studierenden, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben, mit auf ihren Weg geben kann, sagt sie: Eigentlich nur, sich die Begeisterung für schöpferische Tätigkeiten zu bewahren.

(pkh)