Obdach, Chancen, Widerstand

111 Jahre Sozialdienst katholischer Frauen in Hannover: konkrete Hilfe, Perspektive für ein gelingendes Leben und Eintreten für Solidarität. Gottesdienst und Fest zum 'unrunden' Geburtstag

Hannover im Jahre 1908: Die Industrialisierung verändert das Gesicht der Stadt. Mehr und mehr strömen Arbeiter und ihre Familien nach Hannover. In den letzten 25 Jahren hat sich die Zahl der in der in der preußischen Provinzhauptstadt lebenden Menschen mehr als verdreifacht auf 300.000. Die Dörfer rund um die Stadt werden eingemeindet und die Schattenseiten der schnell wachsenden Großstadt treten zutage.

In diese Zeit fällt die Gründung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Hannover. Der Verband, damals noch unter dem Namen Verein vom Guten Hirten, kümmert sich um die auf vielfältige Weise benachteiligten und ausgrenzten Frauen, auch der gefallenen Mädchen.  Wir wissen aus Briefen, dass die SKF-Frauen der ersten Stunde vor einem eines wollten: konkret helfen, aus der Antrieb der Nächstenliebe, betont Monika Walter, die Vorsitzende des SkF Hannover, zu Beginn einer kleinen Feierstunde zum 111.Geburtstag in Tagungshaus St. Clemens. Es ging um Obdach und Aufnahme, aber gleichzeitig auch um bessere Lebenschancen. Daran habe ich auch heute wenig verändert.

Eine Einschätzung, die auch Nadine Mersch bestätigte. Die?Leiterin der  Stabsstelle Sozialpolitik und ffentlichkeitsarbeit?im SkF-Gesamtverein erinnert in ihrem Festvortrag daran, das damals wie heute der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft brüchig ist: In seiner Geschichte haben die Frauen im SkF immer wieder bewiesen, dass soziales Engagement in einer klaren Werthaltung handfeste Hilfen für Menschen in den verschiedenen Notlagen bietet, die SkF-Frauen unsere Gesellschaft mit gestalten und wir allen Bestrebungen zu Entsolidarisierung die Stirn bieten können.

Die soziale Hilfe durch den SkF war und ist immer geleitet von einer politischen Perspektive: Sozialpolitik ist immer auch Widerstandspolitik. Nadine Mersch listet auch: Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Widerstand gegen Gewalt an Frauen, gegen Armut von Kindern, gegen Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen, gegen Angriffe und bergriffe auf die Würde und das Leben von Anfang bis Ende; Widerstand gegen Unfreiheit, gegen Parolen und Dummheit.

Mit uns ist zu rechnen, verspricht Nadine Mersch. Auch, weil sich die Frauen im  SkF Hannover immer wieder und immer weiter ihre Stimme erheben wo es ungerecht zugeht und hartherzig Menschen ausgegrenzt werden sollen. Das habe entscheidend mit dem gelebten Evangelium zu tun.

Die Arbeit des SKF in Hannover konzertiert sich aktuell auf zwei Bereiche. In der Beratungsstelle für Schwangere, allein Erziehende und Familien bekommen Frauen, Männer und Familien Beratung und Unterstützung bei Fragen rund um die Schwangerschaft und darüber hinaus: Schwangerschaft, Partnerschaftsprobleme, der finanzielle Absicherung, allein erziehend zu sein, Fragen zu vorgeburtlichen Untersuchungen und sozialrelevante Themen.             

Im Betreuungsverein des SkF werden rechtliche Betreuungen für Menschen, die ihre eigenen Angelegenheiten nicht mehr eigenverantwortlich regeln können, übernommen. Vor allem geht es darum, den Alltag hilfsbedürftiger Menschen einschließlich aller notwendigen Entscheidungen zu gestalten und ein würdevolles Lebensumfeld zu schaffen. Das deckt sich wieder mit dem Gründungsgedanken: der konkreten Hilfe, der Perspektive für ein gelingendes Leben und dem Eintreten für Solidarität.

pkh