Oblaten erinnern an die Geburt Jesu

Das prägende Bild der polnischen Weihnacht ist die versammelte Familie

Besinnlich, mit viel Gebet, Roratemessen und Kerzenschein so sieht die Adventszeit in Polen aus, sagt Pfarrer Tadeusz Kluba, Leiter der Polnischen Katholischen Mission in Hannover. In meiner Kinder und Jugendzeit und auch als junger Priester war der Advent davon geprägt, dass sich Menschen früh morgens mit Laternen auf den Weg zur Kirche machten. In den Bergen konnte man gut sehen, von wo überall Menschen sich auf den Weg machten. Für die Menschen in Polen sei es wichtig, besonders für Kinder und Jugendliche, während der Adventszeit Heu zu sammeln. Das ist einmal symbolisch gemeint und auf der anderen Seite ganz real, so Kluba, denn durch gute Werke versuchen die Menschen ein Lager für Jesus in ihren Herzen zu bereiten. Aber sie nehmen aus der Kirche jedes Mal auch ein bisschen Heu mit nach Hause, um dieses Lager ganz konkret auf dem Wohnzimmertisch herzurichten.

Dann, am Heiligen Abend, werden auf dieses Heu Oblaten gelegt, die in der Kirche gesegnet wurden. Diese Oblaten sind verziert mit weihnachtlichen Motiven wie der Krippe oder der Heiligen Familie. Kluba hat insgesamt 16 000 Oblaten aus Polen nach Hannover geholt. Abgepackt sind sie jeweils zu vier Stück. Eine davon ist grün. Sie ist für die Tiere gedacht. Auch sie sollen Anteil an der Weihnachtsfreude haben. In ländlichen Gegenden wird diese gesegnete Oblate den Tieren Weihnachten mit ins Futter gemischt, erklärt Kluba. Für die polnische Weihnacht sind die Oblaten sehr wichtig. Sie erinnern uns an die Eucharistie, daran, dass Christus zu uns auf die Erde gekommen ist und Mensch wurde, so Kluba. Ein markantes Bild der polnischen Weihnacht ist für den Seelsorger die Familie, die rund um den Tisch mit dem Heu und den Oblaten versammelt ist. Christus ist so zusagen in der Mitte. Es ist ein Art Hauskirche.  Die versammelte Familie ist für uns wichtiger als Geschenke. Erst wenn die Oblaten gebrochen sind und jeder ein Stück davon erhalten hat, wird mit dem Weihnachtsmahl begonnen. Das Brechen der Oblaten ist ein Zeichen der Versöhnung, der Liebe, der Freundschaft und des Friedens.  Oft werden solche Oblaten auch zusammen mit Weihnachtsgrüßen verschickt. Der Heilige Abend in Polen ist, zumindest tagsüber, ein strenger Fastentag. Weihnachten beginnt, wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist. Und wenn die Oblaten gebrochen und verteilt sind, dann wird Weihnachtsmahl gehalten, allerdings fleischlos, denn die Fastenzeit endet eigentlich erst um Mitternacht. Insgesamt gibt es bis zu zwölf Gänge - in Erinnerung an die zwölf Apostel, sagt Kluba.  Karpfen in Biersauce, Borschtsch, Piroggen, Hering in l, Bratfisch, Fisch in Aspik und auch Süßspeisen wie Mohnkuchen dürfen dabei nicht fehlen.

Fehlen dürfen Weihnachten auch die Lieder nicht. Die gehören unbedingt mit dazu. Wir haben da sehr festliche Lieder, erzählt Kluba, aber auch sehr schöne Schlaflieder für das Jesuskind. Und wer einmal die zu Herzen gehenden polnischen Weihnachtslieder hören möchte, der sollte am 30. Januar nach der 18 Uhr Messe einmal in St. Marien im Stilleweg 12B vorbeischauen. Da werden polnische Weihnachtslieder vorgetragen, aber es gibt auch Lieder zum Mitsingen.

(pkh)