Palmzweige auf vier Rädern

Einmal quer durch die Stadtteile in Garbsen

Man nehme: die Pfarrbusse, eine auffällige Beachflag, Osterkerzen, Gebetstexte, Palmzweige und – ganz wichtig – Zeit: Fertig ist der „Palmsonntag-to go“. Ein gelungener Versuch der Gemeinde St. Raphael in Garbsen.

 Drei Kirchorte, dazu sieben weitere Stadtteile, die eher eigenständige Orte sind – das deckt die Pfarrei St. Raphael in Garbsen ab. Birgit Weisser engagiert sich im Kirchortteam von St. Maria Regina in Beerenbostel, einen der drei Kirchorte: „Mir war es schon immer wichtig, dass die einzelnen Ortschaften der weit verzweigten Pfarrei mehr in den Blick genommen werden.“ Vor allem, da durch die Corona-Pandemie für viele Gemeindemitglieder auch die sonntägliche Fahrt zum Gottesdienst nicht möglich ist: „Da geht auch Kontakt verloren, das müssen wir irgendwie wieder auffangen.“

Da kam Birgit Weisser auf eine Idee. Mit den beiden Pfarrbussen genau die Ortsteile anfahren, in denen keine Kirche steht. Und: „Fangen wir doch mal mit Palmsonntag an.“ So ging’s los – mit gefülltem Kofferraum: Palzweige, die sonst Gottesdienstbesucher mitbekommen hätte und Osterkerzen wurde verstaut. „Unser Gedanke ist schon, dass diese Kerzen dann angezündet werden, wenn zum Beispiel ein Streaming-Gottesdienst geschaut wird oder eine Übertragung im Fernsehen“, sagt Birgit Weisser. Dann reicht der Palmsonntag-to-go bis zum Fest der Auferstehung.

Mit Abstand und Maske – aber nicht weniger herzlich

Aber es geht Birgit Weisser nicht nur um das Verteilen von Palmzweigen. Kerzen und Gebetstexten: „Zwei unserer Seelsorger sind mit unterwegs.“ Damit auch kurze Gespräche bei den gut 45 Minuten währenden Aufenthalten möglich sind. Zwar mit Abstand und Maske, aber nicht weniger herzlich.

Deshalb hat Birgit Weisser markante Haltestellen für die Palmzwig-Bullys gewählt: beispielsweise auf dem Parkplatz vor dem Verbrauchermarkt, vor der Freiwilligen Feuerwehr, einer Zahnarztpraxis oder bei einem Hofladen. Gab es kritische Anmerkungen von einer dieser Haltstellen: „Nein, ganz im Gegenteil, da war eine große Bereitschaft da, dass wir die Parkplätze nutzen dürfen.“

Damit das mobile Angebot auch auffällt werden zwei Beachflags mit dem Logo der Pfarrei kurzerhand mit aufgebaut. Neben Seelsorger und Bully-Team stoßen an jeder Haltestelle noch Gemeindemitglieder dazu, die in dem jeweiligen Ort wohnen.

Für Birgit Weisser ist dieser Palmsonntag-to-go auch ein Testfall für weitere ähnliche Aktionen: „Es spricht ja nichts dagegen, vor Ort auch mal eine Andacht zu feiern.“ Die Stadt Garbsen, bei der Birgit Weisser die Aktion angemeldet hat, machte keine weiteren Auflagen. Schließlich gibt es in der Gemeinde ein erprobtes Hygienekonzept: „Wir wissen ja auch wie viele Menschen sich draußen versammeln dürfen.“

Rüdiger Wala