Pfarrer Kroh in Ruhestand verabschiedet

Rund zehn Jahre hat Pfarrer Werner Kroh die Pfarrei Heilige Engel in Hannover geleitet. Jetzt ist er mit 68 Jahren in den Ruhestand gegangen und an die Weser gezogen. Ein streitbarer Pfarrer, der stets klare Position bezogen hat.

Durchatmen möchte Pfarrer Werner Kroh jetzt erstmal. In Ruhe lesen, Golf spielen, eine Kreuzfahrt auf der Ostsee machen. Die Belastung in den letzten Jahren war doch sehr hoch, sagt er. Ich muss Abstand gewinnen und zur Ruhe kommen. Zehn Jahre war der 68- Jährige für die Gemeinde Heilige Engel in Hannover da. Ich werde mich immer gerne an die vielen engagierten Menschen hier zurückerinnern, sagt er. Die Zeit als Seelsorger mit intensiven Gesprächen und Hausbesuchen war sehr eindrücklich für mich. Doch besuchen wird er die Gemeinde nicht so schnell: Meine Nachfolger müssen die Chance haben, sich zu beheimaten und in Heilige Engel anzukommen, erklärt er. Um die Gemeinde, die ab September in den sich neu gründenden Pastoralbereich Süd eintritt (die KiZ berichtete), macht er sich keine Sorgen. Die Gemeinde ist zukunftsfähig und hat sehr viele eigenständige Ehrenamtliche, sagt er. Viel Freiraum habe er ihnen gegeben. Als die Gemeinde aufgrund von Neubaugebieten auf jetzt fast 5.000 Mitglieder wuchs, hatte Pfarrer Kroh den Anschluss aller Generationen an die Kirche im Blick. Wir haben hier bis zu 50 Taufen und 50 Beerdigungen im Jahr, sagt er. Kindergottesdienste und eine starke Kinderpastoral waren ihm wichtig, um alle Generationen gemeinsam in die Kirche zu bringen.

Klare Position zu Themen

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass bei seiner Verabschiedung Ende Juni die Kirche mit 450 Gläubigen sehr gut besucht war. Propst Martin Tenge würdigte Pfarrer Kroh bei der Messe für seine beeindruckende Verknüpfung der Generationen und seine ehrliche und offene Art. Pfarrer Kroh ist streitbar gewesen, sagte Propst Tenge. Er hat immer wieder hinterfragt, ob die erdachten neuen Wege und Veränderungsprozesse der Kirche angemessen sind. Gerade das schätze er besonders an ihm. Diese Auseinandersetzungen haben uns geholfen, Themen wirklich in die Tiefe zu durchdenken, lobte Propst Tenge. Ein Punkt, an dem Pfarrer Kroh bis zuletzt klar Position bezogen hat, ist die Frage nach der Rolle des Pfarrers. Ein Pfarrer muss wissen, wo er beheimatet ist und die Gemeinde muss ihren Pfarrer kennen, sagt Kroh. Der Pfarrer ist nach wie vor eine starke Bezugsperon in der Gemeinde. Das muss anerkannt werden, ob man das mag oder nicht. Die derzeitige Entwicklung im Bistum Hildesheim hin zu überpfarreilich tätigen Teams sieht er darum kritisch. Eine Haltung, die sich auch aus seiner Priesterlaufbahn erklärt: Denn vor seiner Versetzung nach Hannover war er zehn Jahre lang in Lüneburg als Dechant für die Begleitung der Fusionen von Pfarreien zuständig. Ich war dann als Pfarrer für vier Kirchorte zuständig. Mit der Zeit reifte der Entschluss in mir, hauptsächlich als Seelsorger für einen Kirchort tätig sein zu wollen, sagt er.

Pfarrer, Dozent, Dechant, Seelsorger

Pfarrer Kroh, der in Salzgitter mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist, studierte ab 1967 in St. Georgen in Frankfurt und wurde in Münster im Bereich der Fundamentaltheologie und Sozialethik promoviert. Priester zu werden stand für ihn als Berufsziel schon früh fest. Wir waren in Salzgitter eine kleine katholische Minderheit und hatten damals ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, erklärt er. Die florierende Jugendarbeit in den Pfarreien und die Kapläne, die er mit 14 Jahren dort erlebte, prägten ihn. 1977 wurde er zum Priester geweiht und war nach seiner Kaplanszeit in Hannover unter anderem Studentenpfarrer in Hildesheim. Ab 1984 war er außerdem als Dozent für Religionspädagogik in Kassel, Hannover und Lüneburg tätig und zeitweise Vorstandsmitglied des Forschungsinstitutes für Philosophie in Hannover. Aber im Dankesschreiben des Bischofs an mich betont Bischof Trelle besonders meine Arbeit in den letzten Jahren als Seelsorger, sagt Pfarrer Kroh. Eine Würdigung ganz nach seinem Geschmack.

Marie Kleine