Raus aus der falschen Geborgenheit

Bischof Norbert Trelle eröffnete das Katholische Internationale Zentrum Hannover

Schreiben Sie etwas Schönes über uns, das lesen wir dann im Deutschkurs, sagt Martina Otte. Seit mehr als zwanzig Jahren trifft sich die Gruppe der italienischen Mission jetzt schon unter ihrer Leitung. Manche sind von Anfang an dabei. Deutsch müssen sie längst nicht mehr lernen, aber sie üben Konversation, lesen zusammen Zeitung und diskutieren über aktuelle Themen.

Die italienische, spanischsprachige und kroatische Mission und die deutschsprachige Gemeinde St. Maria sind künftig in gemeinsamen, frisch sanierten Räumen zu finden. Am vergangenen Sonntag weihte Bischof Norbert Trelle das Katholische Internationale Zentrum Hannover ein. Damit geht eine fast dreijährige Bauzeit zu Ende. Aber das gemeinsame Gebäude in der Nordstadt von Hannover, erklärt Koordinator Markus Breuckmann, ist nur ein erster Schritt: Jetzt müssen wir miteinander leben lernen. Diesen Prozess zu durchleben macht uns stark.

Die italienische und die spanischsprachige Mission haben jahrzehntelang Wand an Wand gelebt, nur durch den gemeinsamen Keller gab es eine Verbindung. Als neuer Partner ist die kroatische Mission hinzugekommen. Die Gemeinden haben ganz unterschiedliche pastorale Schwerpunkte, erklärt Markus Breuckmann: Die italienische Mission ist vor allem durch ältere Mitglieder geprägt, die schon lange in Deutschland leben. Beim Einweihungsfest, das mit ihrem traditionellen Adventsmarkt Mercatino di Natale zusammenfiel, präsentierten sie ihre Koch- und Backkünste. Die spanischsprachige Gemeinde dagegen verjüngt sich stetig: Junge Spanier fliehen vor der Jugendarbeitslosigkeit in ihrer Heimat und suchen eine Zukunft in Deutschland. Außerdem kommen viele hochqualifizierte Einwanderer aus Lateinamerika ins Bistum. Bei der Einweihung zeigten die Tanzgruppen der spanischsprachigen Mission ihr Können von Flamenco bis Zumba. Die kroatische Mission beeindruckte mit einem großen Kinderchor ein Ergebnis engagierter Kinder- und Jugendarbeit, wie Markus Breuckmann erklärt. Im KIZH treffen sich noch weitere Migrantengemeinden. Vier tamilische Mädchen stellten sich mit einem Tempeltanz aus ihrer Heimat vor.

In seiner Predigt mahnte Bischof Norbert Trelle, herauszukommen aus der falschen Geborgenheit des Gemeindelebens: Nichts ist schlimmer als ein domestizierter Gott. Wenn es in einer Gemeinde allzu familiär zugehe, werde es stickig und für Außenstehende sei es kaum möglich, ein Teil der Gemeinde zu werden. Wir benutzen hier selten den Begriff Integration, aber Teilhaben und Teil sein das ist genau unser Thema, erklärte Markus Breuckmann. Doris Schröder-Köpf, die niedersächsischen Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, gratulierte ebenso wie Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok, der betonte: Ich bin stolz darauf, was Sie hier geschaffen haben.

Für das Architekturbüro Pape und Kost bestand die Herausforderung darin, die bestehenden Gebäude rund um die Kirche St. Maria fit zu machen für eine neue Nutzung: Im Pfarrhaus entstanden vier Büros für die Gemeinden, die Kita zog in das ehemalige Gebäude der Missionen und die früheren Kita-Räume stehen jetzt für Gruppen und Feste zur Verfügung. Der Bau ist schnörkellos gehalten, erklärt Diana Pape: Bei einem geringen Baubudget muss man abwägen, wie man das Geld sinnvoll nutzt. Mehr als zwei Millionen hat das Projekt bisher gekostet, wovon das Bistum den größten Teil getragen hat. Koordinator Markus Breuckmann hat noch einen Wunsch: Ein Foyer, in dem sich alle Besucher begegnen, würde den Gedanken des Hauses erlebbar machen. Unser Fernziel ist, uns als Kompetenzzentrum für Migration und Religion aufzustellen, erklärt Breuckmann. Doch zunächst einmal müssen die Gemeinden untereinander zusammenwachsen: Integration ist nie fertig.