Salesianer verlassen Bistum Hildesheim
Der Orden der Salesianer verlässt nach 67 Jahren das Bistum Hildesheim. Die beiden letzten Patres der Niederlassung in Hannover sind Ende Juni von Bischof Norbert Trelle in einer Festmesse verabschiedet worden.
Es war uns allen schon länger klar, dass dies geschehen wird. Aber dass sie uns jetzt doch so früh verlassen, betrübt uns, sagte Bischof Trelle. Provinzial Josef Grünner sagte während der Messe voller musikalischer Höhepunkte, der Rückzug aus dem Bistum falle dem Orden sehr schwer. Was bleibt ist der Segen, den wir hoffentlich für die Menschen hier vor Ort über die Jahre hinweg gewesen sind, sagte er.
Lange Geschichte der Salesianer in Hannover
Die Salesianer kamen 1950 nach Hannover und bauten hier ein Wohnheim für Lehrlinge auf. Die Ordensbrüder, die sich auf ihren Gründer St. Johannes Bosco berufend eigentlich besonders um bedürftige Kinder und Jugendliche kümmern sollen, übernahmen zusätzlich die Pfarreistelle der dann eigenständigen Gemeinde St. Augustinus. Im Zuge der Gemeindefusionen wurde diese um St. Johannes Bosco Hemmingen und St. Maria in Pattensen erweitert. Das Lehrlingswohnheim im Don-Bosco-Haus wurde 1976 in eine Jugendbildungsstätte umgewandelt und wird seit 1999 von der Gemeinde genutzt: für Tagungen, Feste und Feiern. Auch ein großer Garten mit einem Spielplatz gehört zum Gelände. Zeitweise kümmerte sich ein Pater um das Altenheim St. Monika und als Schulseelsorger um die katholische Ludwig-Windthorst-Schule. Viele erinnern sich bestimmt noch an zwei wichtige und prägende Namen: an Pater Fox und Pater Heun, sagte Provinzial Grünner. Beide waren jeweils rund dreißig Jahre lang in der Pfarrei aktiv. Ich glaube, dass sie als direkte, offene und manchmal auch rustikale Persönlichkeiten in Erinnerung bleiben werden. Auf ihren Einfluss sei es zurückzuführen, dass die Pfarrgemeinde auch heute noch voller Freude zum Beispiel Karneval zusammen feierte.
Rückbesinnung des Ordens auf Sendung
Die beiden letzten Pater in Hannover, Pater Jochen Aretz und Pater Harald Neuberger, werden ab September an den Niederlassungen in Köln und Chemnitz gebraucht. Für die Gemeinde ist das eine echte Zäsur, weil sie jetzt Teil eines Pastoralbereiches wird, sagte Pater Aretz. Bischof Trelle nutzte die Predigt, um den rund 450 Gläubigen in der voll besetzten Kirche Mut für die Zukunft zuzusprechen. Durch die engere Zusammenarbeit der Gemeinden verlieren sie nichts, aber alles gewinnen sie, sagte er. Die berschreitung des eigenen hin auf den Nachbarn ist das eigentlich Christliche an unserer Sendung. Auch Propst Martin Tenge einer von insgesamt elf Vertretern aus Religion, Politik und Stadtgesellschaft, die die Salesianer verabschiedeten machte Mut. Das hier heute ist nicht nur eine Abschiedsfeier, sondern auch eine Sendungsfeier, sagte er. Es ist richtig, dass sich der Orden stärker auf sein Kerngeschäft konzentriert und dafür sorgt, dass junge Menschen mit Kirche in Berührung kommen. Sich um junge Menschen in schwierigen Verhältnissen zu kümmern und sie auf ihrem Lebensweg zu unterstützen, liegt den Salesianern besonders am Herzen. Von den insgesamt 250 Salesianerbrüdern in Deutschland sind mehr als ein Viertel für die Arbeit in einer Pfarrei tätig. Der Altersdurchschnitt liegt bei 67 Jahren.
Salesianer sein: mit Gott im eigenem Leben rechnen
Im Prinzip haben alle Orden genauso wie die Bistümer mit Nachwuchsmangel zu kämpfen, erklärte Pater Aretz die derzeitige Situation. Von alleine schaffen wir eine Kehrtwende nicht. Viele junge Menschen haben kaum Kontakt zur Kirche und so auch nicht die Chance von Gott gerufen zu werden. Die Ordenssendungen, die früher junge Männer angezogen hätten, träten heute in den Hintergrund denn schließlich kann man sich heute auch ohne Ordenszugehörigkeit hauptberuflich um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern. Wir müssen es schaffen, die Lebensqualität eines Ordenslebens zu vermitteln, betonte Pater Aretz. Wir leben gemeinsam, essen, beten und nehmen Anteil am Leben der Anderen. Unser Leben ist komplett auf Gott und unsere gemeinsame Sendung ausgerichtet. Für Pater Neuberger ist der besondere Umgang der Salesianer miteinander und mit der Umwelt entscheidend: Wir rechnen mit Gott in unserem alltäglichen Leben und Arbeiten. Wir versuchen immer eine kritische Distanz zu gesellschaftlichen Trends zu wahren und unseren eigenen Weg zu gehen.
Abschied aus Gemeinde und Schule
Ich glaube, dass wir Salesianer den Gläubigen in den Gemeinden immer viel Freiraum gegeben haben, sagte Pater Aretz zum Abschied. Er ist seit 2010 in Hannover. Und wir haben einen sehr familiären Umgang miteinander gepflegt und waren mit Freude dabei. So seien die Karnevalssitzungen der Gemeinde legendär. Die Gemeinde hat die zweitgrößte Kolpingsfamilie im Bistum, sagte Pater Aretz stolz. Mit dem Herzen im Himmel, aber mit den Füßen auf dem Boden das hat Don Bosco gesagt.
Auch im nahen St. Monika- Heim waren die Salesianer aktiv. Und mit insgesamt vier Brüdern waren sie auch als Schulseelsorger an der katholischen Ludwig-Windthorst-Schule. Wir haben dazu beigetragen, dass die Schule zu einem Ort der Kirche geworden ist, sagte Pater Harald Neuberger. Er ist erst seit zweieinhalb Jahren in Hannover und Schulseelsorger, aber die Schule und ihr Kollegium hat er ins Herz geschlossen. Ich wurde hier bedingungslos aufgenommen und muss die Möglichkeiten, die ich für meine Arbeit sehe, jetzt loslassen, sagte er. Es gibt viel Not. Die Arbeit wäre da, aber wir haben nicht die Ressourcen. Auch Pater Aretz fällt der Abschied nicht leicht: Ich wollte eigentlich bis zu meinem Ruhestand hierbleiben und habe mich wohl gefühlt, aber wir beide können auch die Gründe verstehen, warum wir versetzt werden.
Marie Kleine