Sind Sie extra aus Hannover gekommen?

Unsere Kirche und ihre Strukturen verändern sich. Manchmal kann es da nötig sein, einen Kirchort aufzugeben. Aus Leipzig kommt jetzt ein anderer Impuls. Dort wurde gerade mitten in die Stadt eine neue Propsteikirche gesetzt. Die kleine katholische Minderheit setzt ein Zeichen: Wir gehören in die Mitte der Gesellschaft.

Die Propsteien St. Trinitatis in Leipzig und St. Clemens in Hannover verbindet seit mehr als 20 Jahren eine lebhafte Partnerschaft (mehr dazu unter: www.kath-kirche-hannover.de/presse/news-anzeigen/artikel/wallfahrten-mit-picknick-korb/). Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass eine Delegation aus Hannover der Einweihung <link http: www.propstei-leipzig.de seiten start external-link-new-window externen link in neuem>der neuen Propsteikirche in Leipzig beiwohnte. Für unseren Newsletter berichtet Anneliese Beckmann, die zusammen mit ihrem Mann diese Partnerschaft organisiert, von ihren Eindrücken von der Fahrt.

Pünktlich rollt unser Bully dem Gemeindezentrum im Herzen der Stadt entgegen. Dort herrscht bereits rege Betriebsamkeit. Der Andrang ist so groß, dass nicht alle das Glück haben, einen Platz im Kirchenraum der neuen Propsteikirche zu bekommen. Für sie werden die Weihehandlung und der Gottesdienst nach draußen übertragen. Auch uns gewähren die Ordner erst nach Vorlage der Einladung den Eintritt zum Innenhof des Kirchenzentrums. Wir können heute von rund 1. 400 Besuchern ausgehen, erklärt Thomas Jahn, unser Kontaktmann aus der St.-Trinitatis-Gemeinde in Leipzig, mit dem wir schon seit vielen Jahren zusammen die Partnerschaft zwischen Hannover und Leipzig pflegen. Es sind zahlreiche Gäste aus Kirche und Politik da, so auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung.

Feierliche Fanfarenklänge ertönen, und die Prozession der Geistlichen samt Ministrantinnen und Ministranten betritt den Innenhof des Gemeindezentrums. Wir sind tief bewegt, als Bischof Dr. Heiner Koch das Eröffnungsgebet spricht, mit seinem Bischofsstab an die Pforte klopft und sich die Türen der Kirche öffnen. Begeistert stimmen wir mit ein in das Lied Eine große Stadt entsteht, die vom Himmel niedergeht in die Erdenzeit. Zunächst segnet der Bischof die mit bunten Ornamenten verzierten liturgischen Orte. Dann feiern wir zum ersten Mal die Messe in der neuen St.-Trinitatis-Kirche. Nach dem Gottesdienst zeigt uns Herr Jahn stolz das neue Gotteshaus. Wir gratulieren der St.-Trinitatis-Gemeinde zu ihrem Neuanfang nach einer wechselvollen Geschichte und überreichen ein Geschenk.

Bei der Freude über den gelungenen Bau des Gemeindezentrums vernehmen wir auch, dass der Abschied von der ehemaligen Kirche nicht leicht gefallen ist. Man hängt eben daran, gestehen unsere Freunde aus Leipzig. Es sei ein ergreifendes Ereignis gewesen, als sich die Gemeinde am Vorabend des Kirchweihtages von ihrer liebgewonnenen Kirche verabschiedet und mit einer Prozession auf den Weg zum Neubau begeben hat. Aber wir wollen nach vorne blicken, sagt Thomas Jahn und spricht damit vielen aus dem Herzen.

Am späten Nachmittag treten wir die Heimreise an. Ein kleiner Abstecher führt uns zur Emil-Fuchs-Straße, dort möchten wir einen letzen Blick auf die baufällig gewordene, alte St.-Trinitatis-Kirche werfen. Eine Gruppe von Jugendlichen fragt uns erstaunt: Sind Sie extra wegen unserer Kirche aus Hannover gekommen? Bereitwillig schließen Sie für uns das Gotteshaus auf und geleiten uns durch die Räume.  Mit Begeisterung erzählen sie von ihren vielen schönen Erlebnissen in diesem Haus. Bei dieser Gelegenheit können auch wir von dem Gemeindezentrum Abschied nehmen, in dem so manche Begegnung mit unseren Leipziger Partnern stattfand.

Der Bau neuen Kirche der St.-Trinitatis-Gemeinde ist das größte katholische Bauprojekt in Ostdeutschland nach der Wende. Das Projekt hat vielseitige Unterstützung und Wohlwollen innerhalb und außerhalb Deutschland erhalten. Zum Weihetag ließ sogar Papst Franziskus eine Grußbotschaft durch den Apostolischen Nuntius überbringen. In einer großen deutschen Stadt eine neue Kirche zu bauen und damit dem Glauben an Gott einen sichtbaren Platz zu geben sei ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs, so der Papst. Die Kirche strecke hier ihre Arme der Stadt entgegen und öffne die Türen auch für die, die Christus nicht kennen.

Marie Kleine