Stilbrüche und Klangwirbel

Nach 41 Jahren in St. Clemens startet Lothar Rückert in seine letzte Konzertsaison

Für Lothar Rückert bedeutet diese <link fileadmin kkh dateien pressefotos konzvorschau_2012_0_.pdf download herunterladen der datei>Konzertsaison, die mit dem Passionskonzert des Vahrenwalder Kammerchors am 7. März beginnt, einen Endspurt: Nach 41 Jahren als Kirchenmusiker in der Basilika St. Clemens wird er in den Ruhestand wechseln. Noch zwei Mal ist er in der losen Reihe Orgel plus zu hören. Am Mittwoch, 21. April spielt er gemeinsam mit Reinhard Großer ein Konzert für Trompete und Orgel zwei Instrumente, die mehr gemeinsam haben, als man auf den ersten Blick denken könnte. Immerhin zählen beide zu den Blasinstrumenten. Es erklingen Kompositionen aus dem Barock und dem 20. Jahrhundert: von Händel bis Avignon, von Corelli bis Bozza.

Als genauer Kenner der Akustik in St. Clemens weiß Lothar Rückert: Diese Musik passt am besten in den Raum, wo der Klang unter der Kuppel herumwirbelt. Denn in der zeitgenössischen Musik geht es weniger darum, einzelne Stimmen herauszuarbeiten, als eine Klangfarbe hörbar zu machen. Beim Konzert für zwei Flöten, Violoncello und Orgel am Mittwoch, 30. Mai dreht es sich um die gleichen Epochen, aber um die leisen, kammermusikalischen Töne. Dazu wird Lothar Rückert die kleine Truhenorgel, die sonst in der Krypta von St. Clemens steht, in die Basilika holen. Ein weiteres Highlight der Konzertsaison ist am 12. September zu erleben: Das Vokalensemble Raggio del Sol (Sonnenstrahl) setzt Werke aus der Renaissance in Szene, die sich um Liebesglück und Herzschmerz drehen. Das Motto lautet Freude und Tränen der Liebe. Das hannoversche Ensemble wird von dem Alte Musik-Spezialisten Alfredo Ihl geleitet.

Lothar Rückert wird in diesem Sommer aus dem Schuldienst ausscheiden. Er unterrichtet Musik an der St. Ursula-Schule in Hannovers Südstadt und ist von dieser Tätigkeit für sein kirchenmusikalisches Engagement stundenweise freigestellt. Als Referent für Kirchenmusik in der Region Hannover ist er verantwortlich für die Aus- und Fortbildung nebenamtlicher Kirchenmusiker. Mit Sorge beobachtet er seit einigen Jahren, dass der Nachwuchs weniger wird. Als Lehrer kennt er auch einen gewichtigen Grund dafür: Durch das G8 ist die Arbeitsbelastung der Schüler viel größer geworden. Weiterhin sorgt Lothar Rückert dafür, dass die Orgeln und Glocken in der Region bei Stimme bleiben. Zu Beginn seiner Amtszeit 1973 wurde die Orgel in St. Clemens eingebaut. Damals liebte man den Stilbruch und baute ein hochmodernes Instrument in die barocke Kirche ein. In den 1980ern, erinnert sich Rückert, gab es dann eine Trendwende: Die Kirche und mit ihr der Orgelprospekt wurden barockisiert, Formen gerundet und goldene Schmuckelemente angebracht.

Im Ruhestand wird er sich nicht völlig von der Orgel zurückziehen, kündigt Lothar Rückert an: Er wird weiterhin Gottesdienste musikalisch gestalten, zum Beispiel die Spätmesse am Sonntag um 11.30 Uhr in St. Clemens. Auch beim Adventskonzert am 12. Dezember ist er zu hören. Ich werde nicht aufhören zu üben, verspricht er. Im Gegenteil: Ich freue mich schon darauf, dass ich richtig Zeit dafür habe.

Annedore Beelte