"Stoppt Gewalt gegen Frauen"

Aktionstag lässt auch die Basilika St. Clemens in Orange erstrahlen

Der 25. November ist der "Orange Day" – der Tag, an dem weltweit ein Zeichen gegen die Gewalt gegen Frauen gesetzt wird. Leuchtend, eher still, aber nicht weniger eindringlich. Mit Farbe, Worten und auch mit Regenschirmen. Das Motto: #orangetheworld.

Die Boschaft ist fast unscheinbar. Auf dem Pflaster neben der Basilika St. Clemens. Geschrieben in Kreide: "1/4 der Frauen in Deutschland kennen Gewalt in Beziehungen". An das Rathaus wird ein einfacher, aber deutlicher Satz projiziert: "Nein heißt nein".  Am Schloss Herrenhausen weißt eine große blaue Hand auf die zentrale Botschaft des Protestes hin: "Stoppt Gewalt gegen Frauen". Davor Frauen die mit orangenen Schirmen still das Motto des Protestes verdeutlichen: "#orangetheworld"

„Es ist wichtig, Aktions- und Gedenktage mit klaren Zeichen zu füllen“, betont Propst Christian Wirz, der Hausherr der Basilika St. Clemens ist: „Deshalb machen wir gerne mit.“ Gewalt gegen Frauen zieht sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen und geht einher mit Angst, Unterdrückung und Scham. Betroffene Frauen müssen ein Recht auf flächendeckende Unterstützung haben: „Denn diese Hilfe ist lebensrettend.“ Gleichzeitig sieht Propst Wirz die Gesellschaft, Politik und Kirchen in der Pflicht, Strukturen aufzudecken, die Gewalt gegen Frauen begünstigen. Die Basilika war von 17 bis 21 Uhr geöffnet, das Lichtteam von St. Clemens hatte das Innnere der Kirche in Orange und Blau getaucht. So bestand die Möglichkeit zum stillen Protest auch ein Gebet zu sprechen oder eine Kerze zu entzünden. Auch Weihrauch wurde verbrannt: In der Katholischen Kirche ein Zeichen dafürm dass Gebete und Bitten wie Rauch zum Himmel steigen mögen.

Organisiert wurde dieser Tag von den beiden Soroptimist Clubs in Hannover. „Im Moment befürchten wir aufgrund der Corona-Situation einen Anstieg der Partnerschaftsgewalt in häuslicher Umgebung“, sagt Dr. Sonja Köhler, Präsidentin SI Club Hannover, vor Beginn des stillen Protestes: „Wir wissen aus der aktuellen kriminalstatistischen Auswertung, dass 2019 rund 115 000 Frauen bundesweit Opfer von Partnerschaftsgewalt wurden.“ Aber nahezu 80 Prozent der betroffenen Frauen behalten ihr Leid für sich. „Darum ist der Orange Day so wichtig, denn von ihm geht ein klares Signal aus, dass häusliche Gewalt keine Privatangelegenheit ist“, unterstreicht Köhler: „Wir wollen Frauen dazu ermutigen, die vielfältigen Hilfsangebote in der Region Hannover wahrzunehmen, statt ihr Schicksal aus Scham zu verschweigen.“

Neben der Basilika waren 15 weitere Gebäude in Hannover vor dem dunklen Abendhimmel organge beleuchtet. Ein Konvoi aus rund 40 E-Autos,  ausgestattet mit orangenen Rundumleuchten, rollte entlang der meisten der beleuchteten Gebäude: Neues Rathaus, Haus der Region, Sprengel Museum, Nord/LB, Basilika St. Clemens, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, Kirchenamt der EKD, Bibliothekspavillon zum Schloss Herrenhausen.

Schon seit 1991 organisieren Menschenrechtsorganisationen zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen auf die Agenda gesetzt wird. Ins Zentrum rücken dabei die Themen Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung ebenso wie Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt und Zwangsheirat.

Die UN-Generalversammlung verabschiedete am 17. Dezember 1999 eine Resolution, nach der der 25. November alljährlich zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen“ bestimmt wurde. Der Tag geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik zurück. Sie wurden am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet, weil sie sich gegen die Diktatur Rafael Trujillos gewehrt hatten. Der Mut der drei Frauen wird jährlich durch den Gedenktag gewürdigt.

Soroptimist International (SI) ist weltweit eine der größten Service-Organisationen berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement. Soroptimist International Deutschland (SID) hat derzeit über 6700 Mitglieder in 223 regionalen Clubs. In Hannover sind zwei SI-Clubs aktiv: der Club Hannover und der Club Hannover 2000.

pkh