Tür mit drei Punkten

Gut Ding will bekanntlich Weile haben: In St. Maria Immaculata in Mellendorf dauerte die Weile 23 Jahre. Doch jetzt wurden neue Kirchenprotale eingesetzt. Bewusst mit einem offenen Ende ...

Der Anlass für die neuen Kirchenportale war ganz pragmatisch: Unsere Holztüren waren komplett marode, beschreibt es Gerold Buhl vom Kirchenvorstand. Es musste schlicht etwas passieren. Da besann sich der Kirchenvorstand auf Pläne, die vor mehr als zwei Jahrzehnten entwickelt wurden. 1995 hat das Künstlerehepaar Professor Gerd Winner und Ingema Reuter den Altarraum der Kirche neu gestaltet mit einem dreiteiligen Altarbild und einem neuen Altarstein. Später wurden noch Türen zum Beichtraum und zur Marienkapelle ergänzt. Doch schon damals gab es die berlegung, dass doch die Umgestaltung auch in den Portalen wiederfinden müsste, erinnert sich Professor Manfred Zimmermann, Gemeindemitglied in St. Maria und enger Freund und Wegbegleiter von Gerd Winner.

Das Leitmotiv neuer Portale wurde ebenfalls damals festgelegt: das Magnificat, der Lobgesang Mariens. Ist die Kirche doch 1959 zu Ehren der des 100-jährigen Jubiläums der Erscheinungen der Gottesmutter im französischen Lourdes unter das Patronat der heiligen Maria Immaculata, der unbefleckten Maria, gestellt worden. Zudem ziert ein Glasbild der Begegnung von Maria mit Elisabet, der Mutter von Johannes dem Täufer, die Kirche.

Bei dieser Begegnung, berichtet der Evangelist Lukas ( 1,39-56), preist Maria die Größe des Herrn das Magnificat. Die ersten Zeilen des Lobgesangs zieren jetzt die vier Flügfel der Kirchentüren von St. Maria in Latein: Magnificat anima mea Dominum et exultavit spiritus meus in Deo salutari meo quia re (Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter, denn ge).Der Vers ist bewusst unvollständig. Für uns ist das ein Zeichen, dass der Lobpreis Mariens nicht an der Kirchentür aufhört, erläutert Mellendorfs Pfarrer Hartmut Lütge: Es ist an uns, diesen Gesang weiterzutragen. Insofern ist das neue Portal eine Kirchentür mit drei Punkten. Fortsetzung folgt. Im Gebet im Gotteshaus, im Wirken in der Welt.Die Türen setzen sich aus insgesamt 20 Reliefs zusammen. Die Buchstaben hat Gerd Winner einzeln gezeichnet durchaus unterschiedlich. So ist beispielsweise das A mal breit, mal schmal gestaltet, der Querstrich zuweilen schräg. Ein

Braunschweiger Unternehmen hat die einzelnen Buchstaben aus Glänzendem Edelstahl herausgelasert mit hoher Präzision, wie Manfred Zimmermann anerkennend bemerkt. In seiner Werkstatt in Liebenburg hat Gerd Winner die Buchstaben auf die einzelnen Reliefs angebracht. Zu einem Türrahmen wurden sie dann in der Brelinger Schmiede zusammengeführt. Mitarbeiter der Schmiede haben auch alle vier Flügel montiert und mit einem Blendrahmen versehen. Eine Arbeit von drei Tagen. Jeder Flügel wiegt je nach Anzahl der Buchstaben zwischen 150 und 200 Kilogramm. Viele Spender aus der Gemeinde haben sich an dem neuen Portal beteiligt, berichtet Gerold Buhl. Auch das Bistum Hildesheim und der Förderverein von St. Maria haben sich mit Zuschüssen engagiert.

Doch nach den Portalen wartet schon die nächste Baumaßnahme auf die Gemeinde. Wir wollen den Kirchenvorplatz neu gestalten, sagt Gerold Buhl. Zum einen, weil es nötig ist: Feuchtigkeit hat dem Waschbeton arg  zugesetzt, zudem fehlt jede Entwässerung. Aber wie bei den Türen zum anderen dient die Neugestaltung auch einer Botschaft: Der Zaun soll weg und sich unser Gelände der Nachbarschaft öffnen, erläutert Manfred Zimmermann. Der Blick zur Kirche soll einladend werden. Es ist wichtig, dass wir unsere Kirchen öffnen und nicht verschlossen halten, ergänzt Pfarrer Lütge. Die Marienkapelle des Gotteshauses ist als Gebetsraum tagsüber geöffnet. Ein Angebot, dass genutzt wird wie ein Blick in das Besucher- und Fürbittbuch schnell zeigt. Vielleicht zukünftig noch mehr. Durch Türen mit drei Punkten, die einladen, den Lobgesang Mariens fortzusetzen.

Rüdiger Wala