Vom Nutzen zum Gestalten

Katholische Erwachsenenbildung: Orientierung im digitalen Alltag

Der erste „Digital Campus“ ist in Hannover eröffnet worden: Ein gemeinsames Projekt des Bildungswerkes von ver.di mit der Evangelischen und Katholischen Erwachsenenbildung.

Die Bahnfahrkarte auf dem Mobiltelefon, Shoppen im Internet, Autofahren mit Navi, bargeldloses Bezahlen an der Supermarktkasse, der Impfnachweis als App oder der die Sitzung des Pfarrgemeinderates per Videokonferenz: der Alltag wird zunehmend digitaler. Überall Telefonieren ohne Schnur, Nachrichten empfangen ohne Radiogerät – selbst Kühlschränke können heute einen Internetanschluss haben.

Die Dinge werden „smart“, die Welt vernetzt. Doch wie sich darin zurechtfinden? Als eine Antwort auf diese Frage haben das Wirtschafts- und Kultusministerium das Programm "Digital Campus Niedersachsen" ins Leben gerufen. Es ist mit einem Fördervolumen von fünf Millionen Euro ausgestattet. Kooperationspartner sind die Verbände der niedersächsischen Erwachsenenbildung – darunter auch die Katholische Erwachsenenbildung (KEB).

Orientierung im digitalen Alltag

Jetzt wurde in Hannover der erste „Digital Campus“ eröffnet – in den Räumen des Bildungswerks der Gewerkschaft ver.di in der Mitte von Hannover. „Wir möchten mit unserem allen Menschen im Land ein Bildungsangebot zu machen, damit sie sich im digitalen Alltag gut orientieren können", betont Stefan Muhle als Staatssekretär für Digitalisierung im Wirtschaftsministerium zum Start. Fünf weitere Projekte werden landesweit folgen.

In Hannover sind nun mehrere Studios entstanden, in denen alle Bürger*innen des Landes digitale Inhalte selbst produzieren können: Angefangen von Sprechaufnahmen für das Abrufen im Internet (Podcasts) über digitale Schnittplätze zur Erstellung von Filmen bis hin zum Studio mit mehreren Kameras zur Produktion von Talkformaten oder Fortbildungsangeboten. Alle Angebote stehen den Nutzer*innen mit personeller Unterstützung begleitet zur Verfügung.

„Wir freuen uns sehr über dieses Verbundprojekt“, sagt Marie Kajewski, Vorstand der KEB in Niedersachsen: „Damit können wir unsere digitalen Lehr- und Lernmöglichkeiten weiter ausbauen.“ Kajewski erinnert an die digitalen Moderationskoffer, den die KEB durch den Corona-Sonderfonds der Landesregierung ermöglichen konnte. Der Koffer enthält unter anderem einen Laptop, eine Digitalkamera mit Stativ, ein Konferenzmikro, einen Tischbeamer und einen mobilen Hotspot, durch den ein Handy via Mobilfunk mit dem Internet verbunden werden kann. Der Laptop ist mit einem Softwarepaket ausgestattet, das beispielsweise Programme zur Bildbearbeitung und der Erstellung von Layouts umfasst.

Ein Koffer als Einstieg

„Dieser Koffer ist für viele unserer Partnerinnen und Partner in der Bildungsarbeit der Einstieg in digitale Bildungsarbeit“, meint Kajewski – auch und gerade in den Pfarreien und Verbänden. Mit dem Digital Campus werde nun ein weiterer Schritt gegangen: „Vom der Teilhabe an digitalen Projekten hin zur Produktion von Inhalten – und das in einer so hohen Qualität.“

Nach wie vor ist in Sachen digitaler Nutzung ein Ungleichgewicht gegeben, ergänzt Ulrike Koertge, die Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung in Niedersachsen (EEB): „Viele Kirchengemeinden haben sich da reingearbeitet, andere noch gar nicht.“ Die Pandemie habe digitale Fortschritte nötig und damit auch möglich gemacht.

Das ist ein gemeinsames Anliegen der beiden konfessionellen Bildungswerke: „Unsere Zusammenarbeit intensiviert sich lokal wie niedersachsenweit“, erläutert Marie Kajewski. Die Tatsache, nun zu dritt mit dem Bildungswerk von ver.di in einem Projekt vereint zu sein, hat nach Einschätzung von Kajewski auch eine politische Signalwirkung: „Gerade was die Bewältigung der sozialen Folgen der Pandemie betrifft, wird die Erwachsenenbildung noch wichtiger werden.“

Rüdiger Wala