Von Elefanten, Löwen und einem dicken alten Buch

Bonifatiuswerk und Bistum Hildesheim: Aktionstag Tiere der Bibel im Erlebniszoo Hannover

Erst Prunksaal, dann einmal quer durch den Zoo Hannover: 350 Grundschulkinder suchen und finden „Tiere der Bibel“ beim Aktionstag des Bonifatiuswerks und des Bistums Hildesheim.

Das ist nicht leicht: „Idumäa“ und „Bet-Zur“. Doch Johann ist tapfer und liest seinen Mitschüler*innen der 3. Klasse der Kardinal Galen Schule aus dem hannoverschen Stadtteil Misburg weiter vor: Es geht um Elefanten und er steht mit Oliver, Maja, Carlotta, Wiktor, Jule, Laura und Grace vor dem Gehege der Dickhäuter im Zoo Hannover. Warum sie für Kriege eingesetzt wurden? Wie viel Nahrung sie täglich zu sich nehmen? Und warum der Rüssel gewissermaßen das Schweizer Taschenmesser der Elefanten ist.

Aber was hat das mit diesem so schwer auszusprechenden „Idumäa“ und „Bet-Zur“ zu tun. Idumäa war ein Landstrich südlich von Jerusalem und Bet-Zur, übersetzt Felsenhaus, ein strategisch wichtiger Ort. Beschrieben werden sie unter anderem im Ersten Buch der Makkabäer (6,30-31) der hebräischen Bibel. Da ist von 32 Kriegselefanten zu lesen. So schließt sich der Kreis zu den Elefanten, zur Heiligen Schrift und zum Aktionstag „Tiere der Bibel“ im Erlebniszoo Hannover.

Gut 350 Schulkinder aus den katholischen Grundschulen der Stadt und Region Hannover nehmen auf Einladung des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken gemeinsam mit dem Bistum Hildesheim am Aktionstag teil. Für Hannover ist es eine Premiere, die Idee gibt es seit 2010. Seitdem haben insgesamt rund 10 000 Kinder und Gäste an „Tiere der Bibel“-Tagen des Bonifatiuswerks teilgenommen.

130 Tierarten werden in der Bibel erwähnt

130 Tierarten werden in der Bibel erwähnt – nicht nur Kriegselefanten. Auch Flusspferde, Wölfe, Löwen, Pelikane, Leoparden, Tauben und Schlangen. Eine Rallye führt die Schulkinder zu den Gehegen der Tiere im Zoo. Immer gibt es einen Text mit Wissenswerten und eine Stelle aus der Bibel. Dazu eine Frage, die manchmal nicht so einfach zu beantworten ist.

Wie bei den Elefanten. Dass sie in einer Herde zusammenleben, sehen die Schulkinder gleich. Nur: Wer führt die Herde an? Ein altes Elefantenweibchen, die Leitkuh? Oder das stärkste Elefantenmännchen? Oder ist es eine Teamlösung, wechseln sich Elefanten dabei ab? Gemeinsam mit Lehrerin Annkathrin Gretzinger überlegen Oliver, Maja, Carlotta, Wiktor, Jule, Laura, Johann und Grace. Einen Grund gäbe es für jede der möglichen Lösungen. Daher durchforsten sie die Hinweisschilder am weitläufigen Gelände des Geheges. Da finden sie die Lösung – es ist die Leitkuh. Aus der Lösung ergibt sich ein Buchstabe. „Das N müssen wir hier eintragen“, sagt Jule. Nach allen acht Stationen ist das Lösungswort gefunden.

„Nicht aus dem Schulbuch oder dem Internet, sondern in der direkten Begegnung können die Mädchen und Jungen mehr über die vielen verschiedenen Tierarten erfahren“, erläutert der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, die Idee zu Tiere in der Bibel: „Auch wenn der Zoo nicht der natürliche Lebensraum der Tiere ist, so bietet er ihnen doch einen sicheren Zufluchtsort und zeigt, wie fragil und bedrohlich die Welt für diese Lebewesen geworden ist.“ Sie seien wertvolle Lebewesen, Gottes Schöpfung – und nicht nur zweckgebundenes Nutztier. Gerade im Alten Testament der Bibel komme da zu Ausdruck.

Ein Tiger beim Gottesdienst

In unmittelbarer Nähe eines Tigers, der auch schon mal neugierig durch die Scheibe blickt, haben die Schulkinder zu Auftakt des Aktionstages einen Wortgottesdienst gefeiert. Im farbenprächtigen Prunksaal des Maharadscha im Dschungelpalast des Zoos stellt Bischof Heiner Wilmer die Verantwortung von Menschen für die Schöpfung heraus: „Dafür, dass diese Welt erhalten bleibt, dass diese Welt ein Lebenshaus für alle bleibt, für Menschen und Tiere, für Große und Kleine, für Starke und Schwache.“

Noah und die Tiere auf der Arche, das Wunder des Lebens, die Gefahren des Klimawandels – all das zieht sich durch den meist fröhlichen, aber an wichtigen Stellen nachdenklichen Gottesdienst. Ruhig wird es beim gemeinsamen Gebet besonders für jene Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Dann aber gehen wieder die Hände hoch, wenn Liedermacher Reinhard Horn zusammen mit einem Projektchor der Bonifatiusschule aus dem hannoverschen Stadtteil List „Gott braucht viele Hände“ anstimmt.

In einer kleinen Talkrunde kurz vor dem Start zur Rallye erfahren die Kinder noch einiges über den Zoo Hannover. Zoodirektor Andreas Michael Casdorff erzählt, dass es hier rund 2000 Tiere gibt: „Ameisen und Bienen aber nicht mitgezählt“, fügt er im Gespräch mit Moderator Juri Tetzlaff, bekannt aus dem „Baumhaus“ des Kinderkanals „Kika“, hinzu. Auch berichtet er, dass er als Zoodirektor bewusst zu Hause kein Tier hat: „Weil sich um ein Tier zu kümmern, ist eine Aufgabe, die Zeit braucht.“ Bei aller Liebe zu Hunden, Katzen und Hamstern solle man das bedenken.

Esel und Kamel als Lieblingstiere

Noch etwas entlockte Tetzlaff dann Austen und Wilmer – ihre Lieblingstiere aus der Bibel. Für Austen ist es der Esel, weil der Jesus getragen hat und viel klüger ist als sein Ruf: „Manchmal halt nur störrisch.“ Wilmer dagegen nett das Kamel als sein biblisches Lieblingstier: „Die sind viel ruhiger als Esel.“

Aber dann sind die Dritt- und Viertklässler*innen endlich im Zoo unterwegs. Mit Heft und Stift zu den Gehegen. Manchmal brauchen sie die Informationen auf den Schildern nicht. Wie bei den Wölfen. Da kennt Grace die Antwort. Sie hat vor kurzem ihrer Klasse im Unterricht über Wölfe berichtet. Sie ist also Expertin.

Manchmal wird anderes wichtig als die Rallye. Denn bei den seltenen Berberlöwen ist der im Februar geborene dreiköpfige Nachwuchs gerade in Spiellaune und trollt über das Gelände. Staunen über Schöpfung. Aber dann geht’s weiter zu den Flusspferden und der Frage, welche Körperflüssigkeit bei ihnen rosa gefärbt ist.

Rüdiger Wala