Warum Reden hilft ...

Sozialarbeit als Bereicherung für die Seelsorge

Zeit nehmen, zuhören, beraten ? Franziska Lange, Sozialarbeiterin im Pastoralbereich Süd in Hannover, möchte ein Landeplatz für Probleme sein. Eine wichtige Ergänzung der Seelsorge.

Pfarrer, Pastor, Diakon, Gemein­de­referentin – das ist als Pastoralteam bekannt. Ebenfalls verstärkt dabei: Verwaltungsmitarbeitende. Aber eine Sozialarbeiterin? Das ist neu und bisher im Pastoralbereich Süd in Hannover umgesetzt. Aber es sollen noch mehr werden.
Das Pfarrhaus von St. Bernward im Stadtteil Döhren. Hier hat Franziska Lange ihr Büro und eine offene Tür. Denn die 36-jährige Sozialarbeiterin möchte ein Landeplatz sein für Menschen die Probleme haben. Seit fast einem Jahr ist sie für Ratsuchende nicht nur in Döhren, sondern auch den benachbarten Stadtteilen Kirchrode und Ricklingen, aber auch aus Laatzen da. Diesen Bereich umfasst der Pastoralbereich mit dem Team im überpfarrlichen Einsatz.

Der Schutzraum der Kirche ist ganz wichtig

Welche Erfahrungen hat sie gemacht? "Viele Menschen brauchen einfach nur jemanden zum Reden", meint die Mutter zweier Kinder. Wichtig ist dabei der Schutzraum, den gerade die Kirche bieten kann: Dieses Gefühl lässt Menschen viel freier über ihre Problemlage sprechen. "Und Reden hilft" – das wird Franziska Lange mehr und mehr bewusst.
Sie schätzt diese bewusste Offenheit ihrer Stelle. Zweimal in der Woche bietet sie offene Sprechstunden an. Wenn's zeitlich nicht passt, kann auch ein Extra-Termin eingerichtet werden: Ohne wochenlange Wartezeit. Zudem ist das Angebot kostenlos.
Manchmal bleibt es bei einem Kontakt, manchmal begleitet sie Ratsuchende auch länger. Dabei kann sie auf das Netz von Angeboten der Caritas oder der Katholischen Ehe- Familien- und Lebensberatung zurückgreifen. Es sind tiefe, berührende Einblicke, die die Sozialarbeiterin in das Leben von Ratsuchenden gewinnt: seien es die Auswirkungen einer Krebserkrankung oder ein nahezu kaputtes Selbstbild nach Zeiten langer Arbeitslosigkeit. Da kommt es wieder: das Bild vom Landeplatz, die Möglichkeit sich vieles von der Seele zu reden.
Der zweite Blick von Franziska Lange gilt der Gemeindecaritas. Die Gründung oder die Unterstützung von Gruppen von Ehrenamtlichen, die sich dem Gedanken der Caritas für jede der vier Pfarreien des Pastoralbereichs annehmen: "Das habe ich jetzt für das Pastoralteam übernommen". Wo können welche Akzente für einen Kirchort gesetzt werden, was braucht es an Unterstützung? Antworten darauf zu finden, wird eine herausfordernde Aufgabe sein.

Nötig: Der Blick jenseits der Kirchtürme

Wichtig ist Franziska Lange aber auch der Blick über ihre Kirch­türme. Das Stichwort dabei: Sozialraumanalyse. Wenn wir als Kirche uns sozial und caritativ engagieren wollen, müssen wir auch ein Bild unserer Stadtteile haben. Viele Aufgaben für eine halbe Stelle. Dabei hilft es ihr natürlich selbst in Döhren zur Schule gegangen zu sein und auch in Hannover studiert und bereits gearbeitet zu haben.
Der Freiraum, den ihre Tätigkeit bietet, ist für Franziska Lange Chance und Herausforderung zugleich: "Es ist ein Pilotprojekt und  es wird sich entwickeln vielleicht sogar in eine Richtung, die wir jetzt noch nicht absehen können." Und: "Es kommt sehr auf den Stadtteil und das konkrete Pastoralteam an". Zurzeit sucht der Caritasverband für den Bereich Garbsen: Da kann sich die Arbeit ganz anders darstellen.
Nicht nur wegen ihrer Tätigkeit ist Franziska Lange für das Pastoralteam eine besondere Bereicherung. Sie selbst hat einen freikirchlichen Hintergrund: "Ich bin herzlich aufgenommen worden und  es ergeben sich spannende Gespräche."

Franziska Lange bietet regelmäßige Sprechstunden jeweils montags und freitags von 10 bis 12 Uhr in St. Bernward, Hildesheimer Straße 241, 30519 Hannover an. Termine können unter 0511/ 848?86?61 oder f.lange(ät)caritas-hannover.de vereinbart werden.

Rüdiger Wala