Wie Flüchtlinge bei uns leben

Für die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist es ganz normal, dass sie mit ihren Familien zusammenleben, gemeinsam Weihnachten feiern und Verwandte in ganz Deutschland besuchen können. Viele haben sogar ein eigenes Zimmer und können auch mal die Tür schließen, wenn sie lernen oder allein sein möchten. Und Flüchtlinge?

Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, leben ganz anders. In den ersten Wochen leben sie in großen Erstaufnahmeeinrichtungen, wie z. B. Friedland. Anschließend, wenn sie einer Kommune zugewiesen wurden, in alten Hotels, Gemeinschaftsunterkünften, Schulen, Kasernen und Notwohnungen.

Die Einrichtungen liegen zudem oft in Randbezirken oder in Stadtteilen, wo es schon viele Probleme gibt. Für die Unterkünfte gelten in Deutschland unterschiedliche Standards. So sind mancherorts nur 4,5 Quadratmeter Lebensraum für eine Person vorgesehen.

Es ist nicht immer einfach, besonders für Kinder und Jugendliche, denn sie leben mit vielen fremden Menschen zusammen und es gibt nur wenig Platz. Oft lebt eine Familie mit mehreren Kindern in nur einem Zimmer. Und Einzelpersonen müssen sich mit anderen Flüchtlingen ein Zimmer teilen. Auch die Toiletten, Duschräume und Küchen sind gemeinsam zu nutzen.

Spielmöglichkeiten gibt es in einer Gemeinschaftsunterkunft ganz selten, Internetzugang in der Regel gar nicht. Weil die Wohnverhältnisse so beengt sind, gibt es häufiger Streit innerhalb der Familie oder auch mit anderen Bewohnern. Die Kinder haben durch die beengte Lebenssituation oft Konzentrations- und Lernschwierigkeiten. Die Familien sind vielfach überfordert, denn sie haben oft Schreckliches auf der Flucht erlebt und fühlen sich orientierungs- und hilflos. Gesetzliche Hürden, Sprachschwierigkeiten, Erkrankungen und Traumata erschweren die Integration, den Zugang zu Schule, Beruf und einem selbständigen und selbstbestimmten Leben.

51.000.000 Menschen auf der Flucht

51 Millionen Menschen sind laut UNO Flüchtlingshilfe weltweit auf der Flucht. Durch Krieg, Gewalt, Folter, Misshandlung, Verfolgung und Vertreibung werden viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Der überwiegende Teil flüchtet innerhalb der eigenen Landesgrenzen oder in die angrenzenden Nachbarstaaten. Nur einem geringen Teil von Flüchtlingen gelingt es nach Europa und somit auch nach Deutschland zu kommen. Etwa 160.000 Menschen stellten 2014 einen Asylantrag in Deutschland, auf Niedersachsen entfallen 9,4 % aller erstbeantragenden Asylbewerber. (Quelle: <link http: www.bamf.de>www.bamf.de). Entsprechend erfolgt eine gleichmäßige Verteilung auf die Städte, Landkreise und Kommunen.

In Hannover leben aktuell etwa 2.000 Flüchtlinge und jede Woche kommen 30 bis 40 dazu. Sie sind untergebracht in allen Stadtteilen, darunter 14 Wohnheime, 3 Wohnprojekte und vielen kleinere Wohnungen.

Die Kapazitäten der Stadt zur Unterbringung sind seit Anfang September erschöpft. Die vom Rat beschlossenen zehn Neubauprojekte werden zügig vorangetrieben, stehen aber derzeit noch nicht zur Verfügung. Bis dahin wurden Notunterkünfte in Schulen und Turnhallen geschaffen.

Auch der Caritasverband führt in Hannover drei <link http: www.caritas-hannover.de migration_wohnheim.html external-link-new-window externen link in neuem>Flüchtlingswohnheime mit insgesamt etwa 100 Plätzen und bietet in zahlreichen Beratungsangeboten, Einrichtungen und Projekten Hilfen für Flüchtlinge an. Die Caritas hilft bei der ersten Orientierung, klärt auf über Rechte und Möglichkeiten und ist Anlaufstelle für Fragen, Sorgen und Nöte der Menschen. In Kooperation mit anderen Trägern, wie dem <link http: www.malteser-migranten-medizin.de mmm-vor-ort hannover.html external-link-new-window externen link in neuem>Malteser Hilfsdienst wird z. B auch für eine medizinische Versorgung der Flüchtlinge und die Schutzimpfung der Kinder gesorgt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wohnheimen unterstützen ein friedliches Zusammenleben, beraten bei persönlichen Fragen, kümmern sich um Hausaufgabenhilfe, Freizeitangebote für die Kinder, um die Sprachförderung, Informationsabende und Gruppenangebote für Erwachsene und sorgen für Außenkontakte der Bewohner.

Im Caritasverband Hannover erreichen uns aber immer häufiger persönliche Anfragen aus der Bevölkerung und aus unseren Kirchengemeinden: Was kann ich tun? Wie kann ich hier vor Ort Flüchtlingen helfen? Was brauchen die Flüchtlinge wirklich?

Wir haben die Verantwortlichen der Caritas und Mitarbeiterinnen in der Flüchtlingsberatung gefragt.

Lesen Sie im Artikel "Flüchtlinge in unserer Mitte willkommen heißen", was Caritas Vorstand Dr. Andreas Schubert und die Beraterinnen Karin Helke und Dörte Bayo zum aktuellen Thema zu sagen haben.

Christiane Kemper