Zukunft der Arbeit

Wie werden wir im Jahr 2030 arbeiten? Für viele Kirchengemeinden ist diese Frage von zentraler Bedeutung, denn sie sind auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Und die stehen oft vor der Herausforderung Job, Familie und Ehrenamt miteinander in Einklang zu bringen.

Einfacher wird das in der Zukunft nicht, prognostiziert Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst Opaschowski. Aber er sieht auch Anzeichen dafür, dass das Ehrenamt 2030  für die arbeitende Bevölkerung noch wichtiger sein könnte als heute.

Zukunftswissenschaftler Prof. Opaschowski arbeitet seit den 70er Jahren im Bereich der Freizeit- und Zukunftsforschung. Mr. Zukunft, wie er von einigen Medien genannt wird, arbeitet als Berater für Wirtschaft und Politik und betreibt seit einigen Jahren in Hamburg ein Institut für Zukunftsforschung.

Lieber Prof. Dr. Opaschowski, auf welche Veränderungen können wir uns auf dem Arbeitsmarkt bis 2030 einstellen?

 

Arbeiten wie die Eltern: feste Anstellung und geregeltes Einkommen das wird auch 2030 der Hauptwunsch der Beschäftigten sein. Doch die Realität wird anders aussehen: Aufstocker und geringfügig Beschäftigte, Minijobber und befristet Beschäftigte nehmen weiter zu. Im Jahr 2030 wird etwa jeder dritte Arbeitnehmer zu den Geringverdienern zählen. Der Berufswechsel wird zur Regel und die Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung zur neuen Norm. Und viele Rentner arbeiten wieder, um ihre Lebensstandard halten zu können und nicht in die Altersarmut abzurutschen.

  

Welche Trends zeichnen sich in der Arbeitswelt schon heute ab und werden sich bis 2030 noch verstärken?

 Zeitarbeit, mehr Leiharbeit und mehr Zweitjobs sind Trends, die sich bis ins Jahr 2030 noch verstärken werden. Die Zauberformel für die Arbeitswelt 2030 lautet: 0,5 x 2 x 3. Die Hälfte der Mitarbeiter verdient doppelt so viel wie heute und muss dafür dreimal so viel leisten. Die Produktivität nimmt gewaltig zu, der Leistungsdruck aber auch. Dies wird nicht problemlos und konfliktfrei verlaufen. Denn die nächste Generation will mehr vom Leben haben und Privat- und Berufsleben im Gleichgewicht halten.

 

In den kommenden Jahren wird die Bedeutung des Ehrenamtes für die Kirchengemeinden steigen. Wie wird sich die Arbeitswelt 2030 auf das Ehrenamt auswirken?

Hier gibt es eine positive Bewegung: Ein Job. Eine Familie. Ein Ehrenamt. lautet die neue Sinnsetzung des Lebens im Jahr 2030. Wer beruflich Karriere machen und Prestige gewinnen will, muss sich auch sozial und außerberuflich engagieren. Das Ehrenamt wird zur Ehrensache. Honoriert wird das mit Sinn und Status und nicht mit Geld.

 

 Was können Kirchengemeinden aus Ihrer Sicht tun, um sich auf diesen Trend einzustellen?

 Die Gemeinden sollten versuchen, aus Pflicht Spaß zu machen und nicht mehr nur einzuverleiben. Die Ehrenamtlichen von Morgen wollen Freude und Freunde gewinnen. Aus der sozialen Last muss wieder eine soziale Lust werden. Die Begründung dafür lautet: Jeder Mensch braucht eine Aufgabe und will bis hohe Alter gebraucht und gefordert werden.

 

 

 

Und so arbeiten wir heute:

 4,8 Millionen Menschen sind aktuell in Niedersachsen in Lohn und Brot. Sie arbeiten laut einer Studie der EU durchschnittlich 41, 5 Stunden in der Woche. Und das meist eigenverantwortlich und projekthaft. Viele haben im Gegensatz zu früher schon heute keine fixen Arbeitszeiten mehr und wechseln zwischen Hochphasen und Zeiten, in denen Sie berstunden abbauen.

Für manche Menschen heißt Arbeit heute wie früher Lebenssinn. Die Digitalisierung von Arbeitsabläufen lässt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen Diensthandy und Dienstlaptop ermöglichen diese Entwicklung. Andere stempeln sich nach ihrer geleisteten Arbeitszeit physisch und emotional aus und genießen ihre Freizeit. Sie sind im statistischen Vergleich weniger oft längerfristig krank.

Die Arbeit wird von Arbeitnehmern als komplexer und verdichtet wahrgenommen. Gleichzeitig spielen flexible Arbeitszeitmodelle in vielen Unternehmen in Niedersachsen eine große Rolle: Arbeitnehmer schalten sich von zuhause ins Firmennetz ein. Auch das ermöglichen Dienstlaptop und handy.

Marie Kleine