Zukunft würdigt Geschichte: 300 Jahre Katholische Kirche in der Region Hannover

Im Jahr 2018 wird der 300. Geburtstag der Basilika St. Clemens gefeiert - und damit des katholischen Lebens in der Region. Bis dahin soll noch viel passieren: Fünf Themenjahre markieren den Weg zum Jubiläum. Das Innere der Propsteikirche soll so umgestaltet werden, dass sich Katholiken des 21. Jahrhunderts hier zu Hause fühlen können

Im Jahr 1718 muss sie eine Sensation gewesen sein: Eine Kirche im venezianischen Barockstil hatte man in Norddeutschland bis dahin noch nie gesehen.  Mehr als 180 Jahre nach der Einführung der Reformation in Hannover bekamen die Katholiken mit der St. Clemens-Kirche wieder ein eigenes Gotteshaus. Von hier aus startete das katholische Leben in der Region Hannover neu. Das soll gefeiert werden. Fünf Themenjahre leiten das 300-jährige Jubiläum der Basilika St. Clemens unter dem Motto Zukunft würdigt Geschichte. 2014 steht unter dem Thema Eine Kirche für die Armen und Suchenden. Zahlreiche Veranstaltungen und Ideen ranken sich darum: Erstmals soll am 9. Mai ein <link http: www.kircheundcaritas-hannover.de newsletter newsartikel artikel unvergessen external-link-new-window externen link in neuem>Gottesdienst  an Menschen erinnern, die von Amts wegen bestattet wurden. Im Februar eröffnete die Katholische Familienbildungsstätte einen Elterntreff in der Calenberger Straße. Er bietet allen Eltern Begegnung, Bildung und Beratung und dient nicht zuletzt als Anlaufstelle für die Roma-Mütter, die häufig bettelnd rund um die Basilika anzutreffen sind.  

Strick-Graffiti  für die Basilika

Das Projekt <link https: www.facebook.com wollkuppel external-link-new-window externen link in neuem>Eine wollene Kuppel für die Basilika verbindet einen künstlerischen Zugang zum Thema mit einem sozialen Ziel. Seit Anfang März arbeiten mehr als einhundert Strickerinnen aus der ganzen Region Hannover und darüber hinaus an  fünf wollenen Ringen, die das türkisfarbene Kupferdach schmücken sollen. Die Künstlerin Mansha Friedrich, die durch die Woll-Installation an der Kröpcke-Uhr 2011 und zahlreiche andere Handarbeits-Aktionen im öffentlichen Raum weit über Hannover hinaus bekannt geworden ist,  leitet das Projekt. Industriekletterer werden die Installation im Oktober anbringen, um die Kirche im Stadtbild neu in den Blick zu rücken. Nach dem Ende der Aktion werden die Woll-Streifen wieder in einzelne Decken zerteilt und  als Erinnerungsstücke zu Gunsten der kumenischen Essenausgabe verkauft. Die Ringe werden in den Farben des Bistumsjubiläums gestrickt: Gelb, Pink, Rot und Weinrot. Damit schlägt die Aktion eine Brücke von der Basilika zum Dom, der am 15. August 2014 nach der Sanierung wieder eröffnet wird.

 Im Jahr 2015 rückt das 1200. Jubiläum des Bistums Hildesheim noch einmal verstärkt in den Fokus: St. Clemens Eine Kirche im Bistum Hildesheim lautet das Jahresmotto. Es folgen Ein Haus Gottes in der Stadt Hannover (2016), Eine Kirche der kumene (2017) und Ein Ort der Gottesbegegnung (2018). 

Ein Gotteshaus für das 21. Jahrhundert

Zum Jubiläum soll sich die Basilika als Gotteshaus präsentieren, das den Katholiken des 21. Jahrhunderts ein geistliches Zuhause bietet. Mehr Wärme, mehr Gemeinschaftserleben im Gottesdienst sind einige der Ziele. Erste Vorboten dazu sind bereits jetzt in St. Clemens zu erkennen. Der Bischofssitz, der noch aus der Zeit stammt, als in Hannover ein Weihbischof seinen Amtssitz hatte, ist verschwunden. Ambo und Altar sind  in eine Linie gerückt. Dies symbolisiert, dass das Wort Gottes ins Zentrum des Gottesdienstes gehört, gleichberechtigt neben der Eucharistiefeier. 

Durch solche Experimente eröffnen wir einen Denkhorizont, erklärt Propst Martin Tenge. Bereits jetzt ist klargeworden: Es reicht nicht, einzelne Details hinzuzufügen oder zu entfernen. Wir müssen den Altarraum  als Ganzes neu denken einschließlich der jetzt noch verschlossenen Fenster und der Orgel. Ein weiteres Experiment ist das farbige Fenster nördlich der Vierung. Der Künstler Tobias Kammerer hat es als Anschauungsobjekt zur Probe installiert. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz geprüft, ob die Fenster aus den 1960er Jahren als Teil des gewachsenen Erscheinungsbildes der Kirche bleiben sollen - oder ob hier neue Ideen gefragt sind. Alle, die die Umgestaltung begleiten und unterstützen möchten, sind eingeladen, Mitglieder im neugegründeten Kirchbau- und Förderverein Propsteikirche Basilika St. Clemens e.V. zu werden. Die <link http: www.st-clemens-hannover.de sites default files content external-link-new-window externen link in neuem>Satzung und eine <link http: www.st-clemens-hannover.de sites default files content external-link-new-window externen link in neuem>Beitrittserklärung können hier heruntergeladen werden.

Wer tiefer in die bewegte Geschichte der Basilika einsteigen will, wird bei dem neuen Projekt<link http: www.st-clemens-hannover.de kirchenmusik-kalender external-link-new-window externen link in neuem> Klang und Raum des Regionalkantors Nico Miller fündig. Jeweils am Mittwoch, 7. Mai und 4. Juni um 18.30 Uhr erzählt der ehemalige NDR-Redakteur Bernward Kalbhenn von den Rutenschlägen, die man Katholiken, die nicht aus der Stadt verschwinden wollten, 1536 androhte, von dem Tauschgeschäft, dass den Katholiken in Hannover im 18. Jahrhundert wieder eine Kirche beschert hat, und von der multikulturellen Gemeinde, die sich hier schon seit Jahrhunderten zusammenfindet. Im Anschluss interpretieren Gastmusiker die Orgelsonaten von Carl Philipp Emanuel Bach, dessen 300. Geburtstag bereits in diesem Jahr gefeiert wird.

Annedore Beelte