Leise, kraftvoll, beschwingt ... und unerwartet

Regionalkantor Nico Miller verlässt Hannover

Ob leise, aber kraftvolle Töne zum Gedenken an den Holocaust, jazzig-beschwingte Kirchenlieder zu Fronleichnam, große Konzerte mit Chor und Orchester oder die improvisierend-variierende Begleitung des Sonntagsgottesdienstes: Nico Miller, Regionalkantor der Katholischen Kirche in der Region Hannover, hat unerwartete Akzente gesetzt. Nun verlässt Miller nach acht Jahren Wirken die Landeshauptstadt und die Region.

Es ist ein Abschied aus persönlichen Gründen: Miller kehrt mit seiner Familie in seine Heimat Fulda zurück. „Sein Weggang ist ein großer fachlicher und zudem auch menschlicher Verlust“, sagt Propst und Regionaldechant Christian Wirz: „Nico Miller hat uns immer wieder mit seiner Leidenschaft für Kirchenmusik begeistert.“ Schon allein das Spiel an der Klais-Orgel in der Basilika St. Clemens, der Gesang des ihm aufgebauten Propsteichores dokumentiere nicht nur ein umfassendes Verständnis von Musik im Gottesdienst, sondern auch sein Herz für die Liturgie.

Besonders für den Aufbau und die Leitung des Propsteichores St. Clemens ist Wirz dem scheidenden Regionalkantor dankbar: „Der Chor genießt in unserem ganzen Bistum eine große Anerkennung.“ Einen guten Namen habe sich Miller in guter ökumenischer Zusammenarbeit in der der Ausbildung von angehenden Kirchenmusiker*innen gemacht. „Das hat Spuren hinterlassen“, ist sich Propst Wirz sicher: „Nicht nur was das musikalische Handwerk betrifft, sondern auch was theologische und spirituelle Fragen betrifft.“ Denn Kirchenmusik war und ist für Nico Miller immer eine Sache des Glaubens.

Konzerte konzipiert, organisiert und selbst gespielt

Für die Katholische Kirche in der Region Hannover hat Nico Miller eine Vielzahl von Konzerten konzipiert, organisiert und selbst gespielt. Die Reihe „Orgelsoiree“ rückte unter verschiedenen Leitgedanken die konzertante Orgelmusik in den Mittelpunkt und ließ Besucher*innen an ihrer Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte und unterschiedlichen Epochen teilhaben. Eine große Zahl von renommierten Organist*innen hat an der Klais-Orgel im Laufe der Jahre gespielt.

Zudem gab es Zeiten, da wurde es sehr eng im Altarraum vom St. Clemens – wenn große Konzerte stattfanden. Mit einem oder zwei Chören, mit Solist*innen, mit einem großen Orchester. Ereignisse, die nicht nur St. Clemens, die nicht nur die Katholische Kirche, sondern die ganze Region bereichert haben, wie beispielsweise die Aufführung des Paulus-Oratoriums zum 300. Weihetag der Basilika: „Ich kann mir die Mühen und Anstrengungen, die damit verbunden waren, nur ansatzweise vorstellen“, meint Wirz.

Spannungsreiches Verhältnis von Kunst und Kirche

Eine andere Ausrichtung hatte die Reihe „KryptArt“: Für sie hat Nico Miller ein Format konzipiert, dass unterschiedliche musikalische und kulturelle Richtungen in Beziehung zur als Hoffnungsraum gestalteten Krypta setzen: „Ein innovativer Ansatz, der erneut das große, ja leidenschaftliche Verständnis für das oftmals spannungsreiche Verhältnis von Kunst und Kirche aufzeigt.“ Aufgegriffen wurde dieser Gedanke in den Kulturandachten, die seit Pfingsten wiederum Kulturschaffende und die Kirche zum Austausch zusammenbringen – sowohl über textliche Impulse als auch über facettenreiche Musik.

Über Gremien und Arbeitsvorhaben hat sich Nico Miller zudem in die Pfarrei, Region und Bistum eingebracht: im Liturgieausschuss von St. Clemens, als Orgelsachverständiger für die Region, im Sachausschuss Kirchenmusik der Diözesankommission für Liturgie und im Cäcilienverband des Bistums. Darüber hinaus ist Nico Miller seit 2016 Lehrbeauftragter für Gemeindebegleitung und Improvisation an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

    Rüdiger Wala