Liebespostamt am [ka:punkt]

Postkarten schreiben ? klingt altmodisch. Aber genau dazu hat der [ka:punkt], der Treffpunkt der Katholischen Kirche in der Innenstadt von Hannover, Passantinnen und Passanten eingeladen. Für liebe Worte zum Valentinstag.

Der Renner ist ein Spatz. Fotografiert von Jutta Johannwerner, der Leiterin des [ka:punkt] auf einer Mülltonne. Als Postkarte. Mit dem Zusatz: Liebhaben reicht. Die Botschaft zum Valentinstag. Die Karte war recht schnell vergriffen, berichtet die Pastoralreferentin. Und andere Exemplare der insgesamt zwölf Motivkarten hielten sich auch nicht lange.

Das Team vom [ka:punkt], dem Treffpunkt der Katholischen Kirche in der Innenstadt von Hannover, hat am Valentinstag ein eigenes Postamt aufgebaut. Verbunden mit einer Einladung: Passantinnen und Passanten könnten besonders gestaltete Postkarten wie die mit dem Spatz an diejenigen schicken, denen sie schon immer mal liebe Worte schreiben wollten. Altmodisch. Auf Karton, mit Stift. Nicht als SMS oder whatsapp. Das Porto liefert der [ka:punkt] gleich mit, der richtige Briefkasten liegt nur ein paar Schritte weiter. Unterm Strich sind im Rahmen der Aktion 115 Postkarten verschickt und 300 weitere Motivkarten mitgenommen worden zum Verschenken, wie es häufig heißt.

Sabine Seidel hat jedoch zum Stift gegriffen: Ich schreibe meinem besten Freund und meiner liebste Kollegin, sagt sie. Ihre Lieblingskarte zeigt eine Ameise, die einen Blumenstängel hoch wandert. Dazu gibt es Worte von Papst Franziskus aus der Enzyklika Amoris laetitia (die Freude der Liebe) über die Liebe in der Familie: Liebe ist ein gewisses Maß an hartnäckigem Heldentum, steht da zu lesen. In der Enzyklika unter Ziffer 118 zu finden.

Tolle Worte, sagt Sabine Seidel. Sie erntet Zustimmung von ihrer ebenfalls schreibenden Nachbarin am Stand, Anja Schäfer. Auch für sie ist das die Lieblingskarte:  Das ist eine sehr sympathische Sichtweise. Anja Schäfer hat gerade drei Karten in Arbeit: an ihren Mann, ihre Schwester und ihren Neffen. Das Liebespostamt ist für sie schliche eine ganz tolle Sache.

Jetzt stimmt Sabine Seidel zu: Herzerwärmend, einfach herzerwärmend sei es so mitten im Alltag in der Fußgängerzone nicht nur an lieben Menschen zu denken, sondern ihnen auch gleich einen Gruß schreiben zu können.

Genau das war unsere Idee, betont Jutta Johannwerner. Verbunden mit der Idee, am Tag der Liebenden ein paar Gedanken zu streuen eben wie die von Papst Franziskus. Zudem ist es eine Gelegenheit mit Passantinnen und Passanten ein paar Worte zu wechseln: Man kommt schon ins Gespräch, berichtet Iris Ehrenkamp, die ehrenamtlich beim Liebes-Postamt dabei ist auch wenn es bei bisschen berwindung kostet, vorbeigehende Menschen anzusprechen.

brigens: Warum gerade ein Heiliger namens Valentin sich so intensiv um Liebende bemüht, ist schon eine komplizierte Geschichte. Nach katholischer Tradition geht der Valentinstag auf Bischof Valentin von Terni zurück, der im 3. Jahrhundert gelebt hat. Er soll frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Trotz des Verbotes in der damaligen Zeit der Christenverfolgung, hat er Liebespaare christlich getraut und dafür im Jahr 268 enthauptet worden sein. Direkte Quellen zu Valentins Leben gibt es aber nicht; seine Existenz wird nur von späteren, eher unzuverlässigen Berichten angenommen.

Nach einer anderen Legende lud der vornehme Athener Redner Craton Valentin von Terni nach Rom ein. Cratons Sohn litt unter einer gekrümmten Wirbelsäule. Nachdem Valentin den Sohn geheilt hatte, soll sich die ganze Familie zum Christentum bekehrt haben. Den historischen Kern der Geschichte herauszuschälen ist schwierig: Zumal es noch einen weiteren, am gleichen Tag gefeierten Valentin gibt oder gegeben haben könnte. Dieser Valentin von Rom soll ein Priester gewesen sein, der am 14. Februar 269 unter Kaiser Claudius Gothicus das Martyrium erlitt. Möglicherweise handelt es sich aber auch um den gleichen Heiligen.

Hinzu kommt eine antike Tradition: Traditionell feierten die Römer Mitte Februar ein Fest zu Ehren ihrer Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie. Frauen bekamen dabei Blumen geschenkt. Doch die These, dass dieses römische Fest Luperkalien, das der Reinigung und Fruchtbarkeit gewidmet war, gewissermaßen auf den Valentinstag überging, umstritten. Zweifelsfrei fest steht jedoch, dass die Verehrung des Heiligen Valentin schon in der frühen Kirche einsetzte. Er zählte bald schon zu den volkstümlichsten Heiligen, vergleichbar mit Sankt Nikolaus oder Sankt Martin. Im späten Mittelalter wurde es besonders in Frankreich und England Brauch, dass am Valentinstag durch das Los Valentin und Valentine füreinander bestimmt wurden: nach gegenseitigem Austausch von Geschenken lebten sie dann ein Jahr als Verlobte, um sich dann wieder zu trennen oder zu heiraten.

Rüdiger Wala