Von A wie Asbest bis Z wie zum Schluss wird alles gut

Wechsel in der Leitung der Familienbildungsstätte Hannover

Der Stab ist übergeben: Anne Korte-Polier ist als Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte Hannover verabschiedet, Maria Hasler als neue Frau an der Spitze eingeführt worden.

24 Jahre hat Anne Korte-Polier insgesamt an der Katholischen Familienbildungsstätte (kurz: Fabi) gewirkt, 2009 dann die Leitung übernommen. Heute bietet das aktuelle Programm der Fabi über 150 Veranstaltungen, in Präsenz und online: Ehe und Familie, Glauben und Kultur, Gesundheit und Kochen, Ehrenamt und Freizeit. Nicht nur in der Stadt Hannover, sondern in der ganzen Region.

Wenn es aber darum geht, was ihr besonders am Herzen lag, sagt Anne Korte-Polier: „Das waren Bildungsformate für besondere Aufgaben.“ Was ein wenig technisch klingt, hat für sie konkrete Gesichter: „Das sind Angebote für bildungsungewohnte Familien, für Alleinerziehende mit besonderen Belastungen, für von Armut betroffene Familien, für Familien mit Migrationshintergrund.“ Denn das ist der Kern einer Fabi: „Wir schaffen Kontakt und Begegnungsmöglichkeiten, Menschen schenken sich Zeit, schaffen echte Gemeinschaft, über Generationen und kulturelle Grenzen hinaus.“

Konkret denkt Anne Korte-Polier an Projekte wie Tandem, bei dem sich deutsche und türkische Seniorinnen eine Zeit lang begleiten oder an den Leseclub, die Lernhilfen oder die Nähwerkstatt für Kinder in Flüchtlingseinrichtungen: „Hier bringen wir auch als Kirche auf eine besondere Art und Weise Menschen in Beziehung.“

In der Leitungszeit von Anne Korte-Polier wurde die Fabi umfassend umgebaut. „Sieben Jahre lang, da habe ich viel gelernt“, scherzt sie: „Von A wie Asbest, B wie Brandschutz bis Z wie zum Schluss wird alles gut.“ Auch die Fassade der Fabi wurde anders gestaltet – mit Graffitis: „Wir möchten damit der vorbeifahrenden Stadtgesellschaft zeigen, was in der Fabi läuft.“ Insgesamt sei der Umbau eine wichtige Investition des Bistums Hildesheim als Träger der Einrichtung in die Familienbildung.

Mit zwei weiteren Projekten konnte die Fabi Leuchttürme setzen. Zum einen mit dem Elterntreff in der Calenberger Neustadt, bei dem ein Ladenlokal zum niedrigschwelligen Anziehungs- und Treffpunkt für Familien, gerade mit Migrationshintergrund, im Stadtteil wird. Zum anderen regions- und landesweit mit wellcome: Ein Angebot für alle Familien, die sich im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes Unterstützung wünschen. „Wir bringen hier junge Familien und Ehrenamtliche, die konkret helfen wollen, zusammen.“ Die Landeskoordination für dieses Programm liegt bei der Fabi: „Das ist schon eine Erfolgsgeschichte für ganz Niedersachsen.“

Weitere Meilensteine: „Der Datenschutz gefordert, die Digitalisierung begeistert, wenn die Technik dann auch funktioniert“, unterstreicht Anne Korte-Polier. Als Einrichtung der Katholischen Kirche habe sie das Präventionsschutzgesetz gegen sexualisierte Gewalt sensibilisiert, dessen Anlass „geschockt“. Und nicht zuletzt die letzten zwei Jahre der Corona-Pandemie habe der Fabi und dem Team „irre viel“ abverlangt: „Wir haben Kursleiterinnen verloren, die sich beruflich anders orientieren mussten.“ Zudem müsse weitere abgewartet werden, ob die Teilnehmenden wieder in Bildungsangebote zurückfinden. Gerade deshalb dankt Anne Korte-Polier ausdrücklich, den Frauen und Männer, die Kurse anbieten oder sich ehrenamtlich als Lesepaten oder wellcome engagieren: „Sie sind das Rückgrat, ohne sie wäre die Fabi nicht die Fabi.“

Doch einen Wunsch kann sie Anne Korte-Polier dann doch nicht verkneifen: „Ich wünsche mir, dass die Akquise von Finanzmittel in der Zukunft leichter und geschmeidiger wird.“ Familienbildung braucht Vertrauen und Verlässlichkeit.

Nachfolgerin von Anne Korte-Polier ist Maria Hasler. Die Theaterpädagogin ist die vierte Frau, die die Leitung der seit 1964 bestehenden Katholischen Familienbildungsstätte übernimmt: „Ich freue mich in der Tradition dieser drei Frauen zu stehen.“ Ging es in den Anfangsjahren darum, Frauen nicht allein auf Kinder und Kirche zu reduzieren, hat sich die Fabi zu einem Ort entwickelt, „in dem der Reichtum von Gemeinschaft wie ein Segen zu spüren ist“. Durch ihre Vorgängerin stehe die Fabi heute für ein buntes Bild von Familie, in Hannover wie in der gesamten Kirche.

Für Maria Hasler ist die Fabi ein „Kirchort ohne Kirchmauern und somit ein Segensort.“ Ihr geht es um das Vermitteln von Werten und Kreativität – und das mit viel Humor. „Dafür steht auch das Team der Fabi aus leidenschaftlichen Frauen“, betont Maria Hasler.

Für das Bistum Hildesheim würdigt Generalvikariatsrat Christian Hennecke die Verdienste von Anne Korte-Polier: „Ich habe darüber gestaunt, mit welcher Leidenschaft Sie die Fabi weiterentwickelt haben“, sagt der Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat: „In diesem Haus kann man einen Ort entdecken, wie Kirche sich in dieser Gesellschaft gestalten kann.“ Mit großer Aufmerksamkeit sei Anne Korte-Polier auf die Bedarfe und Sehnsüchte von Menschen eingegangen, sodass sie in die Gesellschaft hineinwachsen konnten: „Und nicht zuletzt ist hier etwas gewachsen – manchmal auch über die Grenzen von Stellenplänen und Finanzen hinaus.“

Mit Maria Hasler als neuer Leitung ist sich Christian Hennecke sicher, dass die Fabi mit Spiritualität und Kreativität weitere Wege einschlagen werden: „Diese Wege sind ein Segen“, unterstreicht Hennecke bei einer Feierstunde zum Stabwechsel im Forum St. Joseph in Hannover, die vom Hannoveraner Kabarettisten Matthias Brodowy musikalisch und mit „humoristisch-anarchistischen“ Einlagen gewürzt wird.

Rüdiger Wala