Weniger Katholik*innen in der Region Hannover

Kirchliche Statistik für 2021 veröffentlicht

Die Zahl der Katholik*innen in der Katholischen Kirche in der Region Hannover hat sich erneut spürbar verringert. Sie lag zum Ende des Jahres 2021 bei 137.607 Menschen. Das sind 3877 Mitglieder weniger als im Jahr zuvor. Dies geht aus der heute (27. Juni) veröffentlichten kirchlichen Statistik hervor.

Deutlich gestiegen ist die Zahl der Kirchenaustritte – von 2180 im Jahr 2020 auf nun 3192. Zwei Drittel davon entfallen auf die Landeshauptstadt Hannover. Leicht gestiegen ist auch die Anzahl der Beerdigungen, jetzt auf 1221 (2019: 1176). Die Eintritte und Wiederaufnahmen lagen bei 63 (2019: 43).

Die weiteren Zahlen: 588 Taufen wurde gefeiert (2020: 458), 636 Kinder gingen zur Erstkommunion (2020: 768), 437 junge Menschen empfingen im vergangenen Jahr das Sakrament der Firmung (2020: 329). Gestiegen ist die Zahl der Trauungen, von 40 auf 87. Allerdings fließen hier in die Statistik aus dem Jahr 2020 verschobene Hochzeiten ein.

Weiterhin gesunken ist Quote der Gottesdienstteilnehmenden in der Katholischen Kirche in der Region Hannover: 2,8 Prozent der Katholik*innen Hannovers haben im statistischen Durchschnitt 2021 die Heilige Messe gefeiert (2020: 4,2 Prozent). Zum einen aber wurden an den beiden Zählsonntagen (im Februar und im November) die Gottesdienste noch strengen Corona-Auflagen gefeiert. Zum anderen fließen in diese Regionalstatistik die Gottesdienst-Teilnehmenden der in Hannover beheimateten vier Missionen für Katholik*innen anderer Muttersprache nicht mit ein.

Zu den statistischen Daten des vergangenen Jahres sagt Propst Christian Wirz, Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover:

Nach wie vor verlässt eine große Anzahl von Menschen unsere Kirche. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist sicher, dass wir viel Glaubwürdigkeit verloren haben. Auch im Bistum Hildesheim haben kirchliche Verantwortungsträger Schuld auf sich geladen. Betroffenen von sexualisierter Gewalt wurde nicht geglaubt, und Täter wurden geschützt. In Hannover und im gesamten Bistum Hildesheim arbeiten wir diese Skandale von Jahrzehnte konsequent auf und investieren viel in präventive Arbeit gegen sexualisierte Gewalt. Das werden wir fortsetzen.

Es verlassen uns aber auch Menschen, die sich viele Jahre für unsere Kirche eingesetzt haben und sich heute nicht mehr mit ihr identifizieren können. Sie hoffen auf Reformen und haben Zweifel, ob der Synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland diese Reformen mit sich bringt. Ich fürchte, wir stehen da erst am Anfang einer schweren Zerreißprobe.

Ebenso wichtig erscheint mir aber ein zweiter Grund: Wir erleben eine neue Phase der Säkularisierung. Der christliche Glaube selbst hat für viele Menschen keine Alltagsplausibilität mehr, erst recht nicht in seiner kirchlichen Praxis. Der Druck gesellschaftlicher Konventionen hat sich weitgehend aufgelöst. Das ist gut. Aber zugleich ist es nicht verwunderlich, dass damit auch die Bindung an die Kirche massiv nachlässt.

Die Frage, wie wir die Inhalte unseres Glaubens auch für moderne Menschen wieder attraktiv machen können, ist meines Erachtens der Schlüssel zum Überleben der Kirche. Wir müssen deutlich machen, warum es hilfreich und schön ist, zu glauben und aus dem Glauben zu leben. Dazu gehört auch, sich einzusetzen für Menschen, denen es nicht gut geht. Dazu gehört, Begleitung und Unterstützung an den Wendepunkten des Lebens, die existenzielle Bedeutung haben, zu geben und zu finden. Eine große Anzahl von Ehren- und Hauptamtlichen engagiert sich auch in der Region Hannover für Kinder und Jugendliche, für ratsuchende, kranke, beeinträchtigte und alte Menschen, für die, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Sie wirken auch für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft, weil sie an Jesus Christus glauben. Dafür bin ich dankbar.