Wie Schuhe, Steine und Steckkarten von Weihnachten erzählen

Ausstellung Krippenwege im Park der Sinne in Laatzen

Worum geht es eigentlich an Weihnachten? An die Geburt im Stall von Betlehem erinnern jetzt elf selbstgebaute Krippen im Park der Sinne in Laatzen. Die Initiative zur Ausstellung „Krippenwege“ ging von der St.-Oliver-Gemeinde aus.

Schuhe. Gesundheitslatschen, Slipper, Hochhackiges. Sie markieren einen Weg durch ein Labyrinth. Oder um es mit den Liedzeilen zu beschreiben, die an der Hecke des Irrgartens auf Plastikplanen zu lesen sind: „Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht, habt Vertrauen, der Tag bricht an, Christus hat das Licht der Welt gebracht.“ Der Weg führt zu einer Krippe mit Maria, Josef und dem Kind, die eher einer Grotte gleicht – und ein weiteres Lied trägt die Gottesmutter als Gewand: „Arm und im Dunklen geboren …“

Ausgedacht hat sich diesen Krippenweg der Musikgruppe „Taktlos“ der Pfarrei St. Oliver in Laatzen. Sie nutzt das ohnehin im Park der Sinne begehbare Naturlabyrinth, um an eine der besonderen Botschaften des Weihnachtsfestes zu erinnern: Da kommt ein kleines Kind im Stall, das Licht in die Welt bringt.

Weiß man heute eigentlich noch, worum es an Weihnachten wirklich geht? Um einen Bartträger im roten Gewand? Um Schlitten und Rentiere? Martina Teipel hat sich das öfters gefragt. Sie ist Gemeindereferentin in St. Oliver und hat diese Frage mal an ihre Nachbarschaft in Laatzen weitergegeben. Welche Stichworte fallen zu Weihnachten ein. Das Ergebnis: Weihnachtsbeleuchtung, Essen, Familienbesuche, Geschenke, Tannenbaum, Kinderlachen. Und ja – der Weihnachtsmann auch.

„Das ist alles schön und wichtig“, sagt Martina Teipel: „Aber da ist noch mehr, da ist das größte Geschenk von allen – dass Gott uns Menschen seinen Sohn schickt.“ Diese Bedeutung scheint verlorenen gegangen zu sein.“ Daher ihre Idee, mit Familien, Vereinen, Schulen und Kitas Krippen bauen und sie an einem zentralen Ort in Laatzen ausstellen: „Damit die christliche Botschaft von Weihnachten wieder entdeckt werden kann.“

Martina Teipel nahm Kontakt mit dem Stadtteilbüro Laatzen-Mitte auf und stieß dort auf Begeisterung. Schnell erschien der Park der Sinne als guter Ort für solche Wege zur Krippe. Dann wurden Mitwirkende gesucht.

Elf Krippen sind es nun geworden, die im Park der Sinne ausgestellt sind. Oder sich mit Objekten im Parkt verbinden. Wie bei der Labyrinth-Krippe oder der von Irene Rossate Plich gestalteten Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Die 45-jährige gebürtige Italienerin nutzt den „Kräutertisch“ im Park. Dort hat sie eine Krippe aus Naturmaterialien gestaltet – überwiegend mit bunt bemalten Steinen. Ochs, Esel, Schafe, Hirt, Engel und die heilige Familie. Noch im gebotenen Abstand, weil dem Stern folgend – die drei Weisen aus dem Morgenland. Ebenfalls auf Stein gemalt: Die Häuser und Hütten von Betlehem. Dazu zwei Steine, die die Botschaft von Weihnachten in zwei Worten zusammenfassen: „dream“, der Traum der drei Weisen und „hope“, die Hoffnung, die durch das Kind in der Krippe in die Welt kommt.

Gleich mehrere Krippen in etwa der Größe eines Schuhkartons kommen aus der Kooperativen Gesamtschule Pattensen. Auffällig dabei ist das Verwenden von Naturmaterialien oder gar von Dingen, die sonst achtlos weggeworfen wurden. Schüler*innen der Klasse 5d haben jeweils eine Krippe aus abgenutzten Tennisbällen oder Eisspateln hergestellt. Siebtklässler*innen haben eine Krippe in einer Einkaufstasche gestaltet, Schüler*innen des 11. Jahrgangs nutzen kleine Blumentöpfe, Weinkorken, Stoffreste und wiederum Eisspatel. In der Fachschaft Religion des KGS ist ein Bilderrahmen entstanden, der mit einzelnen schematischen Figuren Worte darstellt: So werden Maria und Josef zu "Vertrauen" und "Verheißung", der Engel zu "Gerechtigkeit", die noch leere Krippe zu "Geborgenheit". Der Stall selbst bietet „Heimat“.

Natur- und Recyclingmaterial findet sich auch bei den Krippen der Familien Pohl und Kaiser. Klassisch Holz und Stoff haben Michael und Beate Pohl gewählt. Ihr Stern in der Krippe verkündet „Freude“. Familie Kaiser nutzt das Gehäuse, Platinen und Steckkarten eines ausrangierten Computers zur Darstellung des Weihnachtsgeschehens – in Kombination mit grobem Holz. „Es sind wirklich überraschende Krippen entstanden, die weit mehr als einen Blick lohnen“, meint Martina Teipel.

Ein Gemeinschaftswerk ist das Krippenbild der zur Pfarrei gehörenden Kindertagesstätte St. Mathilde. „Mehrere Mädchen und Jungen haben Sterne und Figuren ausgeprickelt und hinter Glas geklebt“, berichtet Erzieherin Dorothea Brusch. Schafe, Hirte, Engel und die heilige Familie erzählen so die Botschaft des Weihnachtsfestes. Die Krippe von Rolf Behrens zeigt, wie der Ausstellungstitel „Krippenweg“ wörtlich genommen aussehen kann. Flatterband und ein Hinweisschild mit „Bethlehem“ führen zu einer Krippe aus Holz, gefüllt mit Stroh. Nicht mehr, nicht weniger. Für Martina Teipel hat diese Darstellung aber auch was von Verheißung: „Vielleicht kommen ja im nächsten Jahr Figuren dazu.“ Denn die „Krippenwege“ im Park der Sinne sollen nicht einmalig bleiben. •

  • Die Ausstellung „Krippenwege“ im Park der Sinne ist noch bis zum 21. Dezember zu sehen. Der Park ist von Montag bis Sonntag in der Zeit von 9 bis 19 Uhr geöffnet (Karlsruher Straße 101, 30880 Laatzen)

Rüdiger Wala