Zum Klettern vor die Kirche

Jugendplatz in der Gemeinde Liebfrauen in Langenhagen

Platz für junge Menschen: Liebfrauengemeinde in Langenhagen stellt rund um die Kirche Kletterwand, Basketballkorb und Pavillon auf.

Das ist mal ein ungewöhnlicher Blickfang für eine Kirche: kein Schaukasten, keine Statue, sondern eine große Wand mit bunten Griffen. Knapp drei Meter hoch und breit prägt diese Wand nun die Sicht auf die Liebfrauenkirche in Langenhagen.

„Die Wand ist eine Einladung“, sagt Gemeindereferent Michael Habel, „und zwar für Jugendliche.“ Denn die Wand mit den bunten Griffen oder Tritten dient dem Klettern oder neudeutsch „bouldern“– eine Spielart des Kletterns, der Name leitet sich von dem englischen Begriff „Felsblock“ ab. Weil dabei auf Gurte oder Seile verzichtet wird, ist der Untergrund um die Wand weich und mit Rindenmulch gestaltet.

„Jugendplatz“ – so heißt das Projekt, das Habel zusammen mit dem Jugendteam „YouKath“ der Liebfrauengemeinde erdacht, geplant und vorangetrieben hat. „Ich hatte einen Satz des Vorsitzenden des Stadtjugendrings Langenhagen im Ohr, der gesagt hat, wir haben Jugendliche, aber kleine Plätze“, berichtet Habel. Beim Blick auf das Gelände rund um die Liebfrauenkirche fiel dem „YouKath“-Team schnell auf: Hier kann, hier muss man was machen.

Denn zum einen war viel Fläche einfach ungenutzt und in einem in die Jahre gekommenen Zustand. Zum anderen hat das Kirchengrundstück einen öffentlichen Zugang von der Straße. So fiel im Oktober 2021 der Entschluss, „hier einen Platz zu schaffen.“

Hinzu kam, dass das Land Niedersachsen das Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ aufgelegt hat. Damit sollen Kinder und Jugendliche beim Bewältigen der Folgen der Corona-Pandemie unterstützt werden. Ein Förderziel: das Aufwerten von Jugendplätzen. Eine Bedingung: Nicht wohlmeinende Erwachsene sollen Ideen entwickeln und vorschlagen, sondern Jugendliche selbst. So machte sich das um die zehn junge Engagierte umfassende „YouKath“-Team ans Planen.

Ihr Vorschlag sieht vier Bereiche rund um die Kirche vor. Vorn die Boulderwand. Eine abgenutzte Asphalt- und Kiesfläche neben der Kirche soll begradigt und hergerichtet werden, damit Kinder und Jugendliche dort Inliner fahren können. Geeignete Plätze dafür sind in Langenhagen eher die Ausnahme. Wenn die Fläche schon hergerichtet wird, kann dort zugleich ein Basketballkorb aufgestellt werden.

Vorschlag Nummer vier betrifft den ebenfalls kaum genutzten Garten hinter der Kirche. Was neben Aktionsflächen ebenfalls häufig für Jugendliche Mangelware ist, sind Möglichkeiten, sich einfach zu treffen – geschützt vor Wind und Regen. Der Anstoß von „YouKath“: Hier kann ein Pavillon hin.

Mit diesen Vorschlägen ging das Team in die Gremien der Gemeinde und konnte sowohl den Pfarrgemeinderat als auch den Kirchenvorstand überzeugen. Doch das war nur die erste Hürde. Schließlich mussten noch die Anträge bei der Stadt Langenhagen gestellt werden, um entsprechende Mittel aus dem Förderprogramm zu erhalten. Doch dann kam der Zuschlag.

35000 Euro wurde bewilligt, der Kirchenvorstand steuerte noch mal 7000 Euro dazu. Beim Herrichten des Geländes und beim Aufbau von Pavillon, Basketballkorb und Boulderwand fassten viele Ehrenamtliche der Gemeinde mit an – natürlich auch das „YouKath“-Team. Jetzt haben Jugendliche einen Platz rund um die Liebfrauenkirche.

Rüdiger Wala