Die eine, die heilige ... III

St. Clemens in Hannover – Sonntagsgottesdienste in fünf Teilen

Die Basilika St. Clemens in Hannover: Jeden Sonntag wird hier fünfmal die heilige Messe gefeiert: als Hochamt für die Gemeinde. Als Spätmesse für Kirchenferne. Im außerordentlichen Ritus. Auf spanisch. Und mit und für Studierende. Versöhnte Verschiedenheit. Teil 3: Frömmigkeit

Es wird anders: Der normalerweise leere Altar in St. Clemens ist geschmückt. Sechs Kerzen brennen, drei links, drei rechts eines großen silbernen Kreuzes mit einem goldenen Kruzifix. Kleine Votivbilder sind aufgestellt, ein Tuch verdeckt den Kelch. Die jeweils erste Bankreihe im Kirchenschiff ist mit einer bestickten Decke abgedeckt. Sie werden zur Kommunionbank.

Normalerweise lädt die Petrusbruderschaft um 15.30 Uhr zur Messfeier in der forma extraordinaria (tridentinische Messe) ein. Zuvor besteht die Möglichkeit zur Beichte und der Rosenkranz wird gebetet. Es liegen auch die schwarzen Messbücher der Petrusbruderschaft aus, in denen der Ablauf und Gebete wie Lieder in Latein und Deutsch verzeichnet sind.

Doch der Zelebrant ist heute ein anderer: Hannovers Regionaldechant Christian Wirz hat den Dienst vertretungsweise übernommen. Als Propst ist er der Hausherr der Basilika, auf Latein: Rector ecclesiae. Auch die liturgische Farbe wechselt. Das Wort deuten: Statt grün trägt Wirz bereits das Violett der Fastenzeit. Bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils gab es in der Kirche noch eine Phase der Vorbereitung, die der eigentlichen Fastenzeit vorgeschaltet war: die sogenannte Vorfastenzeit.

Gemeinsam mit vier Ministranten zieht Wirz ein. Er besprengt die Gemeinde mit Weihwasser, die rituelle Reinigung. Gut 80 Frauen, Männer und Kinder haben sich versammelt, drei Frauen bedecken ihr Haupt mit einem Schleier. Wirz legt nun das Messgewand an, spricht das Stufengebet und das Confiteor, das Schuldbekenntnis. Er betet leise, auf Latein, Weihrauch steigt auf, abwechselnd singen die Frauen und die Männerschola. Dem Gebetsgottesdienst folgt der Lehrgottesdienst mit Lesungen und Predigt (auf Deutsch). Dann wendet sich Wirz wieder dem Kreuz zu zum Opfergottesdienst, bei dem die Gläubigen die Mundkommunion kniend empfangen.

Nico Leiter ist 30 Jahre alt, lernt Krankenpfleger und singt in der Männerschola. Die Stille, die Heiligkeit der Wandlung, die Zeit zum persönlichen Gebet das macht für mich diese Heilige Messe aus. Ohne Ablenkung kann er so den Blick auf den auferstandenen Christus richten.

Ich liebe die Alte Messe, sagt Elizabeth Moritz. Für die gebürtige Amerikanerin schützt sie das Heilige besser. Die außerordentliche Form sei geprägt von einer anderen, intensiveren Anbetungshaltung, die sie nicht in Beliebigkeit abgleiten lasse.
Für Propst Wirz ist die ?Alte Messe? eine besonders durchbetete Form der Gottesbeziehung, die mich sehr anspricht. Aber genauso wichtig ist es ihm, die vorhergehende Spätmesse zu feiern. Ich freue mich über die Vielfalt, die in unseren Gottesdiensten zum Ausdruck kommt.

 

Teil II: Verantwortung

Teil I: Gemeinschaft

Rüdiger Wala