Gott loben, Gott drucken, Gott spielen

Glaubensgeschichten XII

Gottesdienst und Schlagzeug, kleine und große Kunst, Druckerzeugnisse und Verkündigung. Für Detlef Brückner aus Hannover fügt sich das zu einem besonderen Dreiklang zusammen, um mit der Botschaft Gottes die Menschen erreichen. Jetzt sogar mit einer Ehrenplakette.

Wenn Detlef Brückner die Tür zur Sakristei der Kirche Heilige Engel im hannoverschen Stadtteil Kirchrode aufschließt, muss er nicht lange nach dem Schlüssel suchen. Er hat die „Generalvariante“ dabei, der Schlüssel, der alle Türen öffnet. Denn die Kirche, das Gemeindezentrum gleich mit mehreren Eingängen und Hausnummern, das weiträumige Gelände – das alles nennt Brückner sein „zweites Wohnzimmer“.

1971 kommt der heute 52-Jährige in Hannover zur Welt, wird in Heilige Engel getauft, geht zur Erstkommunion und zur Firmung. Alle Kinder- und Jugendgruppen werden durchlaufen, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand auch. Ein zentraler Grund dafür: „Meine Eltern haben mir das vorgelebt.“ Dazu gehört auch der Ratschlag: „Wenn du dich engagierst, dann richtig.“

Fast folgerichtig, dass Brückner etwas eingeht, was er mit deutlichem Augenzwinkern eine „Gemeindeehe“ nennt: Ehefrau Sabine ist ebenfalls in Heilige Engel zu Hause. Mit einem, wiederum Augenzwinkern, kleinen Makel: „Meine Frau ist nur nicht hier getauft.“ Die beiden Töchter, heute 23 und 20, indes schon.

„Ich bin nie weggezogen, habe immer hier gelebt“, berichtet Brückner: „Nur in anderen Städten gearbeitet“. Nach dem Abschluss in der – natürlich katholischen – Ludwig-Windthorst–Schule macht Brückner eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Zwischendurch geht es zur Bundeswehr, dann nach einem kleinen beruflichen Ausflug wieder zum Ausbildungsbetrieb, einer Reformhauskette. Brückner wird Filial-, dann Bezirks- und schließlich Bereichsleiter Vertrieb, bleibt auch beim Unternehmen als es 2001 verkauft wird. Nach weiteren 10 Jahren wechselt er die Seiten: Vom Verkauf zu einem produzierenden Unternehmen, einem Hersteller von Naturkosmetik. Auch dieses Unternehmen wird verkauft, diesmal an einen weltweit tätigen Kosmetikkonzern. Brückner wird dort nationaler Verkaufsleiter. Aber dann trifft er eine Entscheidung, die etwas mit seinem Glauben zu tun hat. Davon in wenigen Zeilen mehr.

Schlagzeug trifft Glauben

Stichwort Glaube: So nah Brückners Lebensgeschichte und sein Engagement mit der Gemeinde Heilige Engel verknüpft ist, so weit reicht sein Glaube über vermeintliche Konfessionsgrenzen. Das hat für Brückner mit einer besonderen Form des Gebetes zu tun – dem Lobpreis. „Ich bin über die Musik dazu gekommen“, erzählt Brückner. Musik ist nicht Zierrat oder Untermalung eines Lobpreis-Gottesdienstes, sondern eine der tragenden Säulen. 

Zunächst ist Brückner eher Zuschauer. Doch seit der Schule Schlagzeuger und immer wieder in Kirchenbands spielend, ziehen ihn Musik und Lobpreis-Gottesdienst an. Er steigt mit Seele und Trommelstöcken ein: mit fünf weiteren Personen gestaltet er musikalisch Lobpreisgottesdienste. Wofür? Der Name der Band gibt die Antwort: „NurFürIHN“. Manchmal wundert sich Brückner, dass es trotz weniger Proben so gut in der Band passt: „Da möchte wohl einer, dass wir gut sind.“ Wieder Augenzwinkern. 

Die Lobpreisgottesdienste, mittlerweile in drei Kirchen Hannovers, sind ökumenisch. So ökumenisch, „dass ich bei einigen Teilnehmenden gar nicht weiß, welche Konfession sie haben.“ Wichtiger sind Brückner, die vielen auch für ihn zunächst ungewohnten Freiräume – bei den Glaubenszeugnissen, den Gebetszeiten und der Musik im Gottesdienst. Immer wichtiger werde der Segen, sich segnen zu lassen – so sein Eindruck. Der Zuspruch, damit die Botschaft Gottes die Menschen erreicht. Gott loben.

Pfarrbrief trifft Verkündigung

Zurück zur beruflichen Entscheidung: Verkaufsleiter bei einem großen Konzern mit Sitz in einer deutschen Landeshauptstadt (Achtung: nicht Hannover). Das hat was von Renommee, von Erfolg. Trotzdem wechselt er vor gut einem Jahr zur vermeintlich kleinen GemeindebriefDruckerei ins beschauliche Groß Oesingen im östlichen Niedersachsen. „Ich war in zwei Welten unterwegs“, berichtet Brückner. Mondäne Kosmetik und christliches Umfeld. Bei der manchmal für 50-Jährige typischen Frage, was man denn im Leben noch machen möchte, entscheidet sich Brückner dafür, statt bei einem weltweiten Konzern bei einem christlichen Unternehmen zu arbeiten, statt eine schier unendliche Warenpalette anzupreisen, sich auf ein Produkt zu konzentrieren – auf gut gemachte Pfarr- und Gemeindebriefe und wie man Hilfen dazu geben kann.

Brückner macht schon lange selbst einen Pfarrbrief, die „Engelsposaune“ in seiner Heimatpfarrei. Er kümmert sich um die Redaktion der Internetseite, gestaltet Newsletter und schreibt auch Pressemitteilungen für seine Gemeinde: „Für mich ist kirchliche Öffentlichkeitsarbeit ein Stück Verkündigung, dazu sind wir aufgerufen.“ Mit seiner Arbeit möchte er Pfarreien helfen, dass Pfarrbriefe attraktiv und informativ gestaltet sind, dass die mehr und mehr digitaler werdende Technik stimmt und die Arbeit dadurch leichter wird. Dazu ist er viel unterwegs: Brückner spricht mit Gemeindebriefredaktionen, mit Hauptamtlichen in Landeskirchen und Bistümern, mit Interessenten bei Kirchen- und Katholikentagen.

Natürlich: Auch bei einem privat geführten Unternehmen wie der GemeindebriefDruckerei geht es darum, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Schließlich müssen auch Mitarbeitende fair bezahlt werden. Für Brückner ist es aber genauso wichtig, dass mit den Pfarrbriefen die Kommunikation zu den Gemeindemitgliedern und darüber hinaus gewährleistet bleibt – für ein aktives Gemeindeleben. Damit die Botschaft Gottes die Menschen erreicht. Gott drucken.

Welt trifft Gott

Bleibt noch Brückners Leidenschaft für Kultur: Seit 2013 organisiert er die „KulturBühne Heilige Engel“. Unter dem Leitgedanken „Kleinkunst für Gott und die Welt“ gibt es ein abwechslungsreiches Programm aus Konzerten, Kabarett, Kino und Lesungen. Mal in der Kirche, mal unter freiem Himmeln, mal in einem benachbarten Kulturzentrum. Brückner möchte dabei Menschen zusammenführen: „Begegnungen sind so wichtig und können so inspirierend sein.“ Die Anregungen dafür bieten die Kulturschaffenden. Da achtet Brückner auf die Botschaft, die sie mitbringen: „Das muss nicht unbedingt religiös sein, aber ich möchte, dass unsere Besucher mit etwas zum Nachdenken nach Hause gehen.“ Das sei auch möglich, wenn man den ganzen Abend gelacht, gestaunt oder gute Musik gehört hat. 

Die KulturBühne ist ein Anziehungsmagnet weit über die Grenzen der Kirchengemeinde und des Stadtteils hinaus. Das sagt nicht Brückner. Sondern es steht in einer Laudatio des Stadtbezirksrates – aus Anlass der Verleihung einer Ehrenplakette an Brückner im vergangenen Monat. Brückner freut diese Anerkennung. Denn sie würdigt, dass auch mit „kleiner Kunst“ die Botschaft Gottes die Menschen erreicht. Gott spielen.

Rüdiger Wala